Der Verdacht steht schon länger im Raum, nun hat ihn eine Studie an der Universität Tübingen bestätigt: Eine einfache Erkältung, die durch verschiedene Coronaviren ausgelöst wird, kann eine gewisse Immunität gegen SARS-CoV-2 bewirken. Die Forscher wiesen diese Art der Kreuzimmunität sogar bei 81 Prozent ihrer Probanden nach.


Coronaviren sind unserem Immunsystem bestens bekannt

Zahlen erinnern an die Ergebnisse der Ischgl-Studie

Die sogenannte Ischgl-Studie legte die Vermutung bereits nahe, dass relativ viele Menschen eine Corona-Infektion durchmachen, ohne sie zu bemerken. Im österreichischen Urlaubsort sollen es 85 Prozent der positiv getesteten Dorfbewohner gewesen sein, deren Immunsystem die Krankheit einfach abblockte. Eine Herdenimmunität konnte in Ischgl trotzdem nicht erreicht werden, die Infektionen gingen erst durch Quarantänemaßnahmen zurück.

SARS-Cov-2 weist zahlreiche strukturelle Ähnlichkeiten mit anderen Coronaviren seiner Familie auf, die hauptsächlich harmlose Erkältungen auslösen. Kleine Kinder, die ständig im Kontakt mit verschiedenen Atemwegsviren sind, erkranken deshalb nur selten. Und bei 62 % der 6- bis 16-jährigen Kindern fanden die Wissenschaftler sogar neutralisierende Antikörper.


Erinnerung an den Virus bleibt in T-Zellen gespeichert

Die T-Zellen unseres Immunsystems sind lernfähig und flexibel, das ist schon seit langem bekannt. Ihre Kreuzreaktivität gehört zu den Phänomenen, die uns Menschen vor bis dato unbekannten Krankheiten schützen können. Die Mechanismen, die zur SARS-Cov-2-Kreuzreaktivität führen, wurden in der Tübinger Studie identifiziert. Wichtig ist, in diesem Zusammenhang zu wissen, dass die Menge der vorhandenen Antikörper wenig über den bestehenden Immunitätsstatus aussagt. Denn die Antikörper bilden sich mit der Zeit zurück, wenn sie keine Berührung mehr mit dem jeweiligen Virus haben.

Doch die Erinnerung bleibt in den T-Zellen und den sogenannten Erinnerungszellen des Knochenmarks gespeichert, sodass sich im Fall einer neuerliche Infektion schnell wieder Abwehrkräfte bilden. Aktive T-Zellen, die gegen den Erreger SARS-Cov-1 wirksam sind, ließen sich sogar noch 17 Jahre nach Gesundung der betroffenen Menschen mühelos nachweisen. Eine dauerhafte Immunität wird also wahrscheinlich auch gegen SARS-Cov-2 aufgebaut. Gäbe es einen Test, die entsprechenden T-Zellen nachzuweisen, ließen sich sogar womöglich unnötige Impfungen vermeiden.

Quelle: researchsquare.com, aerzteblatt.de

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