Wind- und Sonnenkraft sind eine der großen Säule, die Deutschland aus der Abhängigkeit von Öl und Gas führen soll. Ambitionierte Pläne, die zumindest aktuell noch nicht so viel mit der Realität zu tun haben. Der Ausbau der Windenergie etwa stockt bereits seit einigen Jahren. Die fünf ostdeutschen Bundesländer wollen nun aber das Tempo anziehen.


Windenergie Windräder
Foto: Wind power, Håkan Dahlström, Flickr, CC BY-SA 2.0

Strom aus Wind als Hauptaugenmerk

Wenn es um den Weg zu einer klimaneutralen Energieversorgung geht, haben in Ostdeutschland derzeit Brandenburg und Sachsen-Anhalt die Nase vorn. In Brandenburg etwa werden derzeit rechnerisch zwei Drittel des Stromverbrauchs aus erneuerbaren Energien gedeckt – in Sachsen ist es lediglich ein Viertel.

Auf Gesamtdeutschland bezogen soll der Anteil der erneuerbaren Energien von derzeit 42 Prozent bis zum Jahr 2030 auf 80 Prozent steigen. Dabei soll vor allem die Windkraft an Land eine wichtige Rolle spielen. Nach einer Prognose des Bundeswirtschaftsministeriums muss die derzeit installierte Leistung bis 2030 auf mehr als 100 Gigawatt verdoppelt werden. In diese Prognose ist der steigende Bedarf durch das Laden von Elektroautos mit einberechnet. Wirtschaftsminister Robert Habeck möchte das Ziel der Nutzung von zwei Prozent der Landesfläche in einem Bundesgesetz verankern.


Im Osten liegt Brandenburg derzeit an der Spitze – in dem Bundesland sind derzeit 3700 Windturbinen in Betrieb, die es auf eine installierte Leistung von 7,8 Gigawatt bringen. In Sachsen-Anhalt war es 2021 eine installierte Leistung von 5,3 Gigawatt. Mecklenburg-Vorpommern bringt es auf 1850 Anlagen mit 3,6 Gigawatt sowie 231 Windräder, die in der Ostsee betrieben werden und eine Leistung von 1,1 Gigawatt haben. Thüringen kommt auf etwa 1,7 Gigawatt, in Sachsen sind es 1,3 Gigawatt. Deutschlandweit liegt in Sachen Windkraft Niedersachsen vorn – die dort erzeugte Windenergie entspricht einer Leistung von 11,4 Gigawatt.

Sonnenenergie und Biogas ergänzen Windkraft

Eine zweite entscheidende Säule in der Energiewende ist die Sonnenenergie. Hier bringt es Brandenburg auf eine Leistung von etwa 4,5 Gigawatt, in Mecklenburg-Vorpommern sind es 2,9 Gigawatt. In Sachsen sind derzeit etwa 2,6 Gigawatt Leistung installiert. Sachsen-Anhalt wiederum verfügt über 39.000 Solaranlagen, die insgesamt eine Leistung von 3,3 Gigawatt haben. In Thüringen sind 37.000 Anlagen installiert – allein im ersten Pandemiejahr, 2020, wurden 3.500 Anlagen installiert.

Eine weitere wichtige Stütze der Energiewende ist Biogas. Dieses kann relativ einfach gespeichert werden, sodass Bedarfsspitzen ausgeglichen werden können. Zudem kann mit Biogas auch Heizenergie erzeugt werden. Allerdings stockt der Ausbau. Der Fachverband Biogas erwartete bundesweit einen Zuwachs um lediglich 60 Anlagen auf 9.692. Diese Anlagen erzeugen 33.200 Gigawattstunden. Allerdings gilt der Weiterbetrieb diverser bestehenden Anlagen als ungewiss. Diese fallen nach und nach aus der gesetzlich garantierten Einspeisevergütung heraus, die eine Laufzeit von 20 Jahren hat. Das Resultat ist häufig, dass der Betrieb der Anlagen unwirtschaftlich wird. Hier wird deutlicher Handlungsbedarf gesehen. Sachsen etwa will sich auf Bundesebene für bessere Rahmenbedingungen einsetzen.

Ambitionierte Ausbauziele der ostdeutschen Länder

In den ostdeutschen Ländern herrscht in Sachen Energiewende inzwischen Aufbruchsstimmung. Dementsprechend ambitioniert lesen sich auch die Pläne der jeweiligen Landesregierungen.

Mecklenburg-Vorpommern möchte bis 2035 rechnerisch den kompletten Energiebedarf des Bundeslandes für Strom, Wärme und Mobilität aus erneuerbaren Quellen gewinnen. Dabei wird die Windkraft eine Schlüsselrolle einnehmen.

In Brandenburg soll ab 2030 die Stromproduktion zu 100 Prozent über erneuerbare Energien laufen, für die Wärmeerzeugung ist das Ziel eine Deckung von 80 Prozent bis 2040. Außerdem soll die installierte Windkraft bis 2040 auf 15 Gigawatt verdoppelt werden.

In Sachsen-Anhalt hat sich die Regierungskoalition bis zum Ende der aktuellen Legislaturperiode im Jahr 2026 ein Minderungsziel für CO2-Emissionen gesetzt, das etwa 750 modernen 4,2-Megawatt-Windkraftanlagen oder 9000 Hektar Fläche für Photovoltaik entspricht. Über Genossenschaften können Bürger auch kleinere Summen in die Windenergie investieren. Aktuell sind in dem Bundesland 1,08 Prozent der Landesfläche für Windräder gesichert. Zudem stehen auf 0,7 Prozent der Fläche alte Anlagen, die allerdings nur schwierig durch moderne Varianten ersetzt werden können.

Sachsen wiederum war lange als Braunkohleland bekannt. Nun gibt es im Energiesektor indes neue Ziele. So wurde etwa ein Energie- und Klimaprogramm verabschiedet, das bis 2030 eine Deckung von 65 Prozent des erwarteten Stromverbrauchs aus erneuerbaren Quellen vorsieht. Bislang beträgt der entsprechende Anteil etwa 25 Prozent – der meiste Strom kommt nach wie vor aus Braunkohle.

Thüringen wiederum hat im Januar ein Entwicklungsprogramm vorgestellt, mit dem der Windkraftausbau beschleunigt werden soll. So können in Zukunft auch Kommunen Standorte für Windräder ausweisen können. Das Umweltministerium fördert zudem den Bau von Solaranlagen – bis 2021 mit 11,7 Millionen Euro, das Programm soll 2022 fortgesetzt werden. Bis 2025 sollen in Thüringen 100.000 Solaranlagen installiert sein.

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