Zulassungsstudien für Herbizide haben meistens eine im Fokus: festzustellen, wie viele Tiere, zum Beispiel Hummeln, nach dem Verzehr sterben. Was ein Mittel, wie zum Beispiel Glyphosat, sonst noch so anstellt, lässt sich schwer eruieren. Jetzt hat ein Forscherteam an der Universität Konstanz eine wichtige Beobachtung gemacht: Hummeln bekommen ihre Brut nicht mehr warm, wenn sie an leergeräumten Ackerflächen leben und Glyphosat konsumieren.


Hummeln sind komplizierte Lebewesen

Hummellarven benötigen mindestens 28 Grad Celsius

Oft kommen mindestens zwei Faktoren zusammen, bevor es eine Wirkung gibt – so auch in diesem Fall. Wenn Hummeln in landwirtschaftlichen Flächen nicht mehr genug Nahrung finden und diese dann noch glyphosatverseucht ist, gerät ihre Brut in Gefahr. Die Hummellarven benötigen eine Umgebungstemperatur zwischen 28 und 35 Grad Celsuis, sonst wachsen sie zu langsam oder sogar gar nicht. Hummelkolonien brauchen aber zügig Nachwuchs, um die Reihen immer wieder aufzufüllen, ansonsten stirbt ein Volk aus.

Der Flügelschlag war nicht mehr kräftig genug

Die Wissenschaftler trennten 15 Hummelvölker durch ein enges Drahtgitter in jeweils in zwei Hälften, wechselten regelmäßig die Königinnen und sorgt für ansonsten gleiche Bedingungen. Zunächst erhielten alle Kolonien dieselbe, üppige Menge Zuckerwasser als Nahrung. Später musste die Hälfte der Hummeln mit glyphosathaltiger Nahrung auskommen, die Konzentration lag bei 5 mg je Liter. Wie in der Zulassungsstudie vermerkt, zeigte sich auch diesmal bei den Tieren keine Reaktion. Dann kürzte das Forscherteam allen Hummeln die Zuckerwasserration – und die Probleme begannen. Allerdings hauptsächlich bei den glyphosatgefütterten Hummeln, ihnen gelang es nicht mehr, die Nesttemperatur durch heftigen Flügelschlag auf mindestens 28 Grad Celsius zu bringen.


Die Hummeln ohne Herbizidbelastung hatten zwar auch unter dem Nahrungsmangel zu leiden, doch jede ihrer Kolonien konnte zumindest einen Teilbereich der Brut genug erwärmen. Das Resultat: Ihnen gelang es zumindest teilweise, ihr Überleben sichern, während ihre Geschwister nebenan keine Chance hatten.

Glyphosat in Deutschland ab 2024 verboten

Die Natur ist zu komplex, um sie eindimensional zu sehen. Viele Schäden zeigen sich erst, wenn man tiefer blickt. Glyphosat steht schon lange im Verruf, in Deutschland läuft die Zulassung am 1. Januar 2024 endgültig aus. Wie lange sich das Mittel nach dem exzessiven Gebrauch aber noch in unserer Umwelt befindet (es wurde sogar schon im menschlichen Körper nachgewiesen), wissen wir nicht. Die zukünftigen Schäden sind deshalb nicht abschätzbar.

Quelle: scinexx.de

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