Das Thema Klimaschutz ist in den letzten Jahren immer mehr in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt. 2015 wurde in Paris ein Klimaschutzabkommen getroffen, und speziell seit 2018 kam mit der Bewegung „Fridays for Future“ eine Bewegung der jüngeren Generationen auf, die mit Schulstreiks, Demonstrationen und anderen Maßnahmen auf die Problematik aufmerksam machen will. Und es ist wirklich allerhöchste Zeit. Denn selbst wenn wir von heute auf morgen mit einem Schlag alle CO2-Emissionen stoppen würden, wären die Effekte dieser Maßnahme aufs Klima erst 2033 nachweisbar, wie eine neue Studie enthüllt. Wenn der Klimaschutz auf Basis des Zwei-Grad-Ziels verwirklicht würde, dann würde sich dieser erst 2047 bemerkbar machen.


Erderwärmung
Foto: Global Warming. The Earth became the newest Waterworld., Andrea Della Adriano, Flickr, https://creativecommons.org/licenses/by/2.0/legalcode

Das Klimasystem ist träge

Veränderungen wirken sich unterschiedlich schnell auf verschiedene Teile des Klimasystems aus. Die pazifische Tiefsee etwa reagiert erst jetzt auf die „Kleine Eiszeit“, die bereits mehrere Jahrhunderte zurückliegt. CO2 erreicht in der Atmosphäre erst nach 10 Jahren seine maximale Treibhauswirkung. Bjørn Samset vom Center for International Climate Research in Norwegen wollte mit seinem Team die Auswirkungen dieser Verzögerung auf das Thema Klimaschutz untersuchen. „ Der anthropogene Klimawandel kann mit einem Tanker verglichen werden, der mit Vollgas durch die Wellen pflügt. Wenn man dann den Rückwärtsgang einlegt, wird es einige Zeit dauern, bis man merkt, dass das Schiff langsamer fährt„, so Samset.

Die konkrete Frage, der die Forscher nachgehen wollten, war, wann eine starke Reduzierung eines Klimagases sich auf die Erderwärmung auswirken würde. Um diese Frage zu beantworten, schuf das Team ein Klimamodell, in dem dann verschiedene Szenarien durchgegangen wurden. Das Grundszenario ging von einer globalen Erwärmung von 2,6 Grad bis 2100 aus. Dann untersuchten die Forscher, wie sich ein kompletter Stopp, eine Reduktion um fünf Prozent oder eine Reduktion im Sinne des Zwei-Grad-Ziels bei den Treibhausgasen CO2, Methan oder Lachgas auswirken würde. Wichtig war dabei, auch rauszufinden, wann die Auswirkungen sich bemerkbar machen würden. „ Diese Frage ist alles andere als trivial„, so die Forscher. Aufgrund der Trägheit des Klimasystems seien langfristige Trends nur schwierig identifizierbar.


Klimaschutzmaßnahmen wirken sich sehr langsam aus

Das Ergebnis der Untersuchungen war, dass selbst ein kompletter Stopp aller anthropogenen CO2-Emissionen erst 2033 zu einem nachweisbaren Effekt auf das Klimasystem führen würde. Bis 2100 könnte so ein Grad Erwärmung vermieden werden. Wenn der Klimaschutz von heute auf morgen gemäß des Pariser Abkommens verwirklicht werden würde, wären die Effekte erst 2047 nachweisbar. Bezogen auf die Klimagase Methan und Lachgas wäre die Verzögerung sogar noch deutlicher.

Mit anderen Worten: Auch konsequenter Klimaschutz würde vorerst kaum zu spürbaren Effekten führen. Statt schneller Effekte würden die globalen Temperaturen und die Wetterextreme weiter zunehmen.

Diese Verzögerung ist natürlich problematisch. Nicht nur hinsichtlich der allgemeinen Situation auf unserem Planeten, sondern auch hinsichtlich der Akzeptanz von Klimaschutzmaßnahmen. „ Die Tatsache, dass sich der Klimawandel über Jahrzehnte und Jahrhunderte entwickelt, aber die Aufmerksamkeitsspanne medialer Öffentlichkeiten zum Teil nicht über ein paar Tage hinausreicht, ist der Kern des Kommunikationsproblems Klimawandel„, so Michael Brüggemann von der Universität Hamburg über die Ergebnisse der Forscher aus Norwegen.

via Centre for International Climate and Environmental Research (CICERO)

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