Die dramatische Situation lässt sich anhand einiger Zahlen veranschaulichen: Die Stauseen, aus denen die Metropole Istanbul ihre Wasserreserven schöpft, waren noch im Januar 2019 zu 83 Prozent gefüllt. Anschließend allerdings fiel konstant weniger Regen als benötigt. Dementsprechend verschlechterten sich auch die Pegelstände. Ein Jahr später waren die Seen schon nur noch zu 39 Prozent gefüllt. Inzwischen sind es gar nur noch magere 19 Prozent. Experten gehen davon aus, dass in rund vierzig Tagen die ersten Wasserhähne trocken laufen könnten. Kurzfristig helfen könnten vor allem heftige Regenfälle. Schon seit Dezember ruft die Religionsbehörde Diyanet daher zu entsprechenden Gebeten auf. Bisher bliebt der Erfolg allerdings aus. Ein rein lokales Problem ist es allerdings auch nicht: Neben Istanbul berichten beispielsweise auch Ankara und Izmir von drohender Wasserknappheit.


Ein Teil des Wassers geht im Leitungsnetz verloren

Experten machen dafür auf der einen Seite den Klimawandel verantwortlich. Denn große Teile der Türkei werden nicht mehr so stark wie früher vom Mittelmeer-Wetter beeinflusst. Die Folge sind wärmere Winter, weniger Schnee und geringere Niederschläge. Zur Wahrheit gehört allerdings auch, dass bisher nur wenig Anstrengungen unternommen wurden, um Wasser zu sparen. So liegt der Pro-Kopf-Verbrauch in einigen Städten rund doppelt so hoch wie in Deutschland. Marode Leitungen wiederum sorgen für erhebliche Transportverluste. So geht alleine in Istanbul rund 22 Prozent des Trinkwassers verloren, weil es auf dem Weg zum Abnehmer versickert. Die Behörden kommen mit den Reparaturen aber kaum hinterher. Denn die Stadt ist in den letzten Jahren massiv gewachsen. In den vergangenen 25 Jahren hat sich die Einwohnerzahl mehr als verdoppelt. Die Stadtverwaltung hat schon genug damit zu tun, alle neuen Einwohner an die Infrastruktur anzuschließen. Für Ausbesserungsarbeiten ist da nur wenig Zeit.


Die Problematik tritt weltweit immer öfter auf

Die Regierung der Türkei will das Problem langfristig durch den Bau von 150 neuen Staudämmen lösen. Kurzfristig dürften sich die Einwohner der betroffenen Städte aber vor allem auf Maßnahmen zum Wassersparen einstellen. Global betrachtet stehen sie damit keineswegs alleine da. So war auch Kalifornien von einer jahrelangen Dürre geplant. Dort war es dann beispielsweise lange Zeit verboten, die eigenen Gärten zu bewässern. In Indien wiederum sah sich die Regierung gezwungen, Frischwasser über hunderte Kilometer per Zug zu transportieren. Experten gehen davon aus, dass zukünftig immer mehr Regionen mit der Problematik zu kämpfen haben werden. Denn der Klimawandel sorgt zum einen dafür, dass es in vielen Regionen grundsätzlich immer trockener wird. Zum anderen konzentrieren sich die Niederschläge oftmals aber auch auf wenige heftige Intervalle. Die absolute Menge verringert sich dadurch unter Umständen nicht einmal. Es wird aber deutlich schwieriger, das kalte Nass einzusammeln und zu verwerten.

Via: DLF

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