Das Kanadische Unternehmen Sanctuary AI hat die sechste Generation des humanoiden Roboters Phoenix vorgestellt. Das Ziel des Unternehmens ist es, den ersten Allzweckroboter (Englisch: general purpose robot – kurz GPR) mit „menschenähnlicher Intelligenz“ zu bauen. Der Phoenix baut auf vorherige Generationen auf und hat einen interessanten Ansatz in Sachen „Training“.


Bild: Sanctuary AI

Humanoider Roboter soll menschliche Aufgaben erledigen

Die menschenähnliche Bauweise ist sicherlich nicht die effizienteste Form, die ein Roboter einnehmen kann. Allerdings geht es beim Phoenix darum ,dass dieser so viele menschliche Aufgaben wie möglich übernehmen soll – den Roboter nach dem Vorbild des Menschen zu konstruieren ist deshalb durchaus sinnvoll. Denn die moderne Welt wurde vornehmlich um uns Menschen und unsere zweibeinige Fortbewegung geschaffen, unsere Hände und unsere Körpergröße geschaffen. GPRs werden daher häufig menschenähnlich konstruiert. Ein bekanntes Beispiel ist der Roboter von Tesla.

Bei Sanctuary kann man auf einige Erfahrung mit humanoiden Robotern zurückblicken. Im März lief ein Pilotprojekt mit einem derartigen Roboter, der allerdings nur aus dem Oberkörper bestand. Das Projekt fand in eine Geschäft der Canadian Tire Corporation statt. Nach Angaben von Sanctuary konnte der Roboter dort 110 Aufgaben erledigen, darunter packen, putzen, label, falten und andere. Derartige Flexibilität ist ein wichtiger Faktor für das Ziel des Unternehmen, dass die konstruierten Roboter in Zukunft alle Aufgaben eines menschlichen Arbeiters erledigen können sollen. Bei dem „Anlernen“ der Roboter kommt ein Lernkonzept zum Einsatz, das von dem von von Sanctuarys Mitgründerin Suzanne Gilbert gegründetem Unternehmen Kindred entwickelt wurde.


Lernen durch Telepräsenz

Die Roboter erlernen Aufgaben im Grunde durch Telepräsenz. Dabei ist ein Mensch mit einem HR-Headset ausgerüstet und mit einem System für Motion-Capturing verbunden. Im VR-Headset sieht er die Welt aus Sicht des Roboters und kontrolliert diesen. Die KI des Phoenix sieht dabei sozusagen zu und lernt.

Dabei identifiziert das Programm Bewegungsmuster und baut aus diesen ein Repertoire aus für die Aufgabe relevanten Aktionen auf. Ab einem bestimmten Punkt kann der Roboter die entsprechende Aufgabe dann selber übernehmen. Im Falle des Einsatzes in dem Geschäft der Canadian Tire Company fand das „Training“ der KI in Sanctuarys Hauptquartier statt.

Das Konzept der Telepräsenz funktioniert aber bei entsprechend guter Internetanbindung von überall aus. Theoretisch kann ein Mensch in Europa einem Phoenix-Roboter in den USA „anlernen“. Allerdings ließ sich während des Pilotprojekts unmöglich sagen, ob der Roboter die Aufgaben tatsächlich komplett autonom durchführte oder ein Mensch in Telepräsenz beteiligt war. Sanctuary schweigt sich diesbezüglich auch aus.

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170 Zentimeter großer Roboter

In einem Blogpost mit dem Titel „Honesty in Technology Communications, Marketing and Storytelling“ gab das Unternehmen im April zu, dass in den meisten Videos, die zum Thema GPRs gepostet wird, der Roboter noch von einem Menschen in Telepräsenz gesteuert werden wird und nicht komplett autonom arbeitet. Diese Videos eignen sich also gut, um die Möglichkeiten der Hardware zu beantworten. Was die Software angeht, so sieht das wiederum anders aus.

Der Phoenix GPR in der sechsten Generation besteht nun aus einem Ober- und einem Unterkörper und ist etwa 170 Zentimeter groß – bei einem Gesicht von 70 Kilogramm. Die Zuladung des Roboters beträgt 25 Kilogramm. Seine Hände haben einen Bewegungsradius von 20 Grad.

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Carbon: Das Gehirn von Phoenix

Die KI hinter dem Roboter hört auf den Namen „Carbon“. In ihr ist nicht nur das Lernen in Telepräsenz erfasst, sondern sie verfügt auch über ein Large Language Model, dass es ihr in Zukunft erlauben könnte, auf dem Niveau von ChatGPT Unterhaltungen zu führen sowie Anordnungen in natürlicher Sprache zu verarbeiten. Sanctuary lässt sich sogar dazu hinreißen, zu behaupten, Phoenix könne dank Carbon „Aufgaben erfüllen wie ein Mensch“, inklusive Planungsphase und zielorientiertem Arbeiten. In Anbetracht der tatsächlichen Fähigkeiten des Roboters wirkt dies aber eher wie ein Marketing-Sprich.

Eine Fähigkeit, über die der Roboter nicht verfügt, obwohl sie auf der Hand liegt, ist das Laufen. Zwar verfügt der Roboter über Beine, aber Sanctuary hat für die Fortbewegung von Phoenix eine Plattform aus Rädern konstruiert. Bis ein entsprechender Algorithmus für natürliches Laufen zur Verfügung steht scheint dies die präferierte Lösung zu sein. Bis dahin rollt der Roboter mit 4,8 km/ seinen Aufgaben entgegen.

via Sanctuary AI

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