Am 26. April 1986 geschah das Unfassbare: Ein katastrophaler Unfall ereignete sich im ukrainischen Kernkraftwerk Tschernobyl. Während der Simulation eines vollständigen Stromausfall missachteten Mitarbeiter die Sicherheitsvorschriften, was zu einem unkontrollierten Leistungsanstieg im Reaktor führte. Um 1:23 Uhr kam es zur Explosion mit anschließendem Brand. In den folgenden zehn Tagen wurden einige Trillionen Becquerel Radioaktivität freigesetzt, der radioaktive Niederschlag verseuchte vor allem das Gebiet nordöstlich der Anlage. Außerdem zog per Winddrift eine radioaktive Wolke über viele europäischer Länder.


Blick von einem Hochhaus in der Stadt Pripyat auf den Kernreaktor Tschernobyl in seinem Sarkophag

Wiederbelebung der 30-Kilometer-Sperrzone?

Noch heute zieht sich eine Sperrzone im Radius von 30 Kilometern um den havarierten Reaktorblock Nummer 4. Die Regierung evakuierte dafür mehrere Städte und Dörfer, die Natur nimmt diese Siedlungen seither nach und nach wieder in Besitz. Ob dort jemals wieder Menschen leben werden? Geht es nach dem Genfer Start-up Exlterra, dann lautet die Antwort: Ja, und zwar schon bald. Denn das Unternehmen hat eine Methode entwickelt, mit deren Hilfe es radioaktiv verseuchte Böden in relativ kurzer Zeit reaktivieren will. Und zwar ohne Chemie in den Boden einzubringen oder anderweitige bedenkliche Stoffe zu hinterlassen.

Die NSPS-Technologie basiert auf Positronen

Die sogenannte NSPS-Technologie (Nucleus Separation Passive System) arbeitet mit Positronen, den Antiteilchen des Elektrons. Die Elementarteilchen mit positiver elektrischer Ladung sollen die Strahlenkontamination auf natürliche Weise beheben – und sie haben sich im ersten Feldversuch bereits bewährt. 12 Monate dauerte der Test auf der 1 Hektar großen Probefläche in Tschernobyl, in dieser Zeit soll sich die Bodenkontamination um 46 Prozent und die Luftversuchung um 37 Prozent verbessert haben. Noch einmal vier Jahre, und das Gebiet soll laut Erwartungen von Exlterra vollständig dekontaminiert sein – zumindest, was die Radionuklide Cäsium-137, Strontium-90 und Americium-241 betrifft. Um ihr Ziel zu erreichen, haben die Forscher viele kleine Röhren aus Polyethylen einen Meter tief im Boden vergraben, die sie später wieder entfernen.


Die in den Röhren enthaltenen Positronen brechen radioaktive Isotope auf und sollen diese zu bringen, sich wieder neu mit einem Elektron zu verbinden. So wird daraus wieder das nicht-radioaktive Material, das es vorher gewesen ist. Experten melden derzeit noch Zweifel an der Methode an, sie weisen darauf an, dass Radionuklide mit sehr viel höherer Halbwertzeit im Test nicht genannt werden. Was ist zum Beispiel mit dem Zirconium-93, das eine Halbwertzeit von etwa 150.000 Jahren aufweist? Die Antwort wird sich zeigen.

Quelle: t3n.de

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