Die Tourismusbranche boomt weltweit, aber in wenigen Gegenden ist dies mehr zu merken als auf den tropischen Inseln in Südostasien. Jedes Jahr fluten mehrere Millionen Touristen auf die Pazifikinseln, um schnorcheln oder tauchen zu gehen und die Strände zu genießen. Was für die dort ansässigen Menschen gut ist, kann für die Umwelt allerdings katastrophal sein: Die Mehrbelastung durch die Tourismusbranche bringen viele Ökosysteme an den Rand des Zusammenbruchs.


Der Massentourismus hinterlässt Schäden

Die Auswirkungen des Massentourismus sind im gesamten Pazifikraum Südostasiens spürbar. So kam eine Studie auf den Philippinen zu dem Schluss, dass 716 von 834 Unternehmen auf der berühmten Insel Boracay keine Genehmigungen für Abwasser hatten und dieses direkt in den Ozean leiteten. Und auch Kreuzfahrtschiffe, private Yachten und viele Hotels an den Küsten nutzen das Meer als günstigen Ort zur Abfallentsorgung.


Hinzu kommen Verunreinigungen durch in Sonnencreme enthaltene Chemikalien, die in der Lage sind, die DNA von jungen Korallen zu verändern und ihr Wachstum einzuschränken.

Laut der Ocean Conservancy sind China, Indonesien, die Philippinen und Thailand für 60 Prozent des Plastikmülls in den Meeren verantwortlich. Insgesamt sind es pro Jahr acht Millionen Tonnen Plastik, die im Meer landen – ein nicht unwesentlicher Teil davon kommt aus der Tourismus-Branche.

In Ländern wie Indien, den Philippinen und Vietnam wurden inzwischen etwa 50 Prozent aller Mangroven-Wälder zerstört. Sie müssen Platz machen für Hotels, Resorts und weiße Sandstrände. Gesunde Mangroven sind allerdings ein wichtiger Teil von küstennahen Ökosystemen. Sie schützen Strände vor Erosion und bieten eine Heimat für viele Vogel- und Fischarten.

Ökonomischer Aufschwung beflügelt den Tourismus

Der massive Zuwachs an Tourismus ist vor alle m auf die erstarkende Mittelklasse in vielen Ländern zurückzuführen. Immer mehr Menschen können sich auch Reisen in andere Länder leisten – das gilt vor allem in Cina. 2018 machten chinesische Reisende 150 Millionen Reisen ins Ausland – 2000 waren es noch 10 Millionen. Unabhängig davon, wo die Touristen herkommen, fehlt vielen pazifischen Inseln die Infrastruktur, um dem Anstrom standzuhalten. Außerdem ist die Tourismusbranche vielerorts nicht ausreichend reguliert. „ I would argue that tourism has not only been badly managed in general, it’s not been managed at all„, so Randy Durband vom Global Sustainable Tourism Council.

Als der Tourismus zunahm, war er auf den Inseln im Pazifik erstmal sehr willkommen. Aus diesem Grund gab es für die Regierungen auch wenig Anlass, diesen zu regulieren. Inzwischen ändert sich das, allerdings ist der Aktionismus vieler Regierungen verspätet.

Die lokalen Regierungen beginnen zu reagieren

So hat die Regierung der Philippinen unter Präsident Rodrigo Duerte kürzlich die komplette Insel Boracay für den Tourismus geschlossen und gereinigt. Ein neuer Plan soll die täglichen Besucher von etwa 20.000 auf 6.000 reduzieren. Außerdem werden Einweg-Plastikprodukte verboten, hohe Strafen für die Verunreinigung der Umwelt eingeführt und die Nutzung von Jetskis verboten.

In Thailand wurde die berühmte Maya Bay auf unbestimmte Zeit gesperrt, nachdem bekannt wurde, dass 50 Prozent der Korallen vor der Küste zerstört waren. Nicht nur indirekte Einflüsse wie schädliche Chemikalien aus Sonnencreme, der Bootsverkehr oder die Wasserqualität haben auch viele Touristen direkt auf die Korallen eingewirkt, indem sie auf ihnen liefen oder sich Teile als Andenken abbrachen.

Komplette Gegenden für den Tourismus-Verkehr zu sperren ist eine extreme Maßnahme. Es zeigt aber auch, dass viele Regierungen in der Region den Handlungsbedarf erkannt haben und die Ökosysteme schützen wollen. „ We don’t advocate a closing unless it’s an emergency. We recommend balanced management that looks at supply and demand and measured responses based on planning and science that involves regular benchmarking, like water testing„, so Epler Wood, ein Experte für nachhaltigen Tourismus.

Auch Fernreisen lassen sich nachhaltiger gestalten

Reisen ist ein tolles Erlebnis, erweitert den Horizont und ist erholsam. Ob es nun wirklich ferne Länder sein müssen, sollte jeder für sich selber entscheiden können. Aber mit ein paar einfachen Tipps schafft ihr es, im Urlaubsland nachhaltiger unterwegs zu sein:

  • Bucht Hotels oder Resorts, die Nachhaltigkeitsinitiativen zur Müllreduzierung und für weniger Wasserkonsum nachweisen können.
  • Falls ihr Pauschalreisen bucht: Wählt Veranstalter, die einen Teil ihrer Einnahmen in der Urlaubsgegend reinvestieren, Menschen aus der Region einstellen und lokale Unternehmen unterstützen.
  • Vermeidet Plastikprodukte und entsorgt euren Müll richtig.
  • Nutzt lokale Hotels statt großer Ketten.
  • Die Tourismusexpertin Marta Mills bricht die Grundregel auf einen einfachen Satz herunter: „ Act like you are a guest in someone’s home, because you are.

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