Eine berühmte Studie über menschliche Ehrlichkeit, die in vielen Psychologiebüchern zitiert wird und auch sonst hohe gesellschaftliche Wellen schlug, ist offensichtlich gefälscht. Die Datensätze können nicht stimmen, die Forscher weisen die Schuld von sich. Was ist passiert?


Studie über Ehrlichkeit dreist gefälscht?

Die Ehrlichkeitsstudie war Standard-Psychologie-Wissen

Die Ergebnisse der Ehrlichkeits-Studie erschienen 2012 im Fachmagazin PNAS, kurz darauf wurden sie zum Standard-Lehrbuchwissen auf dem Gebiet der Psychologie. Mehr als 400 Mal wurde der Inhalt wissenschaftlich zitiert, Versicherungen richteten sich danach, Professoren verwerteten die Erkenntnisse in ihren Vorlesungen. Die hauptsächliche Aussage: Wenn einem Dokument eine Ehrlichkeitsbestätigung vorangestellt wird, neigen die Autoren viel weniger zu Falschangaben. Der Text könnte in etwa so lauten: »Hiermit bestätigen wir, dass sämtliche Angaben dieser Untersuchung der Wahrheit entsprechen.« Steht derselbe Satz, mit Unterschriften versehen, zum Schluss, dann fällt seine Wirkung geringer aus, weil dann die böse Tat bereits vollbracht wurde. Doch in Wahrheit scheint es überhaupt nicht so einfach, Menschen zu Ehrlichkeit zu bewegen.

Blog »Data Colada« zweifelte die Richtigkeit an

Die Autoren und Autorinnen der Ehrlichkeitsstudie wollten 2020 auf die vorliegenden Ergebnisse aufsatteln und wiederholten deshalb den ersten Teil der Untersuchung – ohne jeden Erfolg. Andere Wissenschaftler untersuchten die Datensätze und äußerten auf dem Blog »Data Colada« arge Zweifel an der Richtigkeit. Im zweiten Teil der wissenschaftlichen Arbeit wird es noch brenzliger als im Ersten: Dort kommen Daten einer Autoversicherung zur Sprache, die wie die Auswürfe eines Zufallsgenerators aussehen, so Joe Simmons von Data Colada. Außerdem finden sich einige klassische Copy-and-Paste-Fehler. Nachdem Simmons und seine Kollegen die Ehrlichkeitsstudie auseinandergenommen hatten, baten einige der Autoren darum, ihre Arbeit zurückzuziehen.


Jetzt steht die Frage im Raum, wer an der Fälschung Schuld trägt, denn es will natürlich keiner gewesen sein. Der Verdacht fällt unter anderem auf einen Hauptautor, der unter den Sozialpsychologen als eine Art Superstar gilt: Dan Ariely. Er schrieb unter anderem den Bestseller »Die halbe Wahrheit ist die beste Lüge«. Mehr Ironie geht kaum.

Quelle: deutschlandfunk.de

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