Transparente Folien, die Frischfleisch, Fisch, Obst und Gemüse im Supermarkt vor Fliegen und dem Verderben schützen, werden künftig von Bakterien hergestellt. Das jedenfalls ist die Idee, die hinter einer Entwicklung von Forschern der Chinese University of Hong Kong steckt. Sie lassen das Bakterium Komagataeibacter xylinus, das in fermentierter Form auch zum Aufbrühen des traditionellen Teegetränks Kombucha genutzt wird, zunächst bakterielle Zellulose (BZ) produzieren. Das ist ein ultrafeines Netzwerk von Zellulose-Nanofasern, das bessere Eigenschaften als pflanzliche Zellulose in Bezug auf seine höhere Wasserspeicherkapazität, höhere Zugfestigkeit, ausgesprochen weiche Textur und hohen Fasergehalt aufweist. Zudem ist dieses Material biologisch abbaubar und kann zur Not auch bedenkenlos verspeist werden.


Symbolbild

Anleihe bei Sojabohnen und Lebensmittelzusatz

In dieser Grundform ist BZ als Verpackungsmaterial allerdings ungeeignet, weil es sich unter dem Einfluss von Feuchtigkeit zu schnell zersetzt. Um das Material zu ertüchtigen brachten die Forscher ein aus Sojabohnen isoliertes Protein in die Zellulosestruktur ein und beschichteten die Folie anschließend mit einem Komposit aus Calciumalginat, einem Lebensmittelzusatzstoff, der von der Industrie als Geliermittel genutzt wird. Er ist auch Bestandteil von Wundauflagen.


Ungiftig für menschliche Zellen

„Die Herstellung ist ganz einfach“, sagt To Ngai, Professor für Chemie an der Hochschule. „Es sind keine chemischen Reaktionen nötig, nur einfache Methoden wie Mischen und Beschichten.“

Bei Tests stellten Ngai und sein Team fest, dass das Material transparent, ölbeständig und ungiftig ist für menschliche Zellen. Wenn es auf dem Komposthaufen landet hat es sich nach ein bis zwei Monaten vollständig aufgelöst, ist also in harmlose Bestandteile zerfallen. Andererseits ist es für eine gewisse Zeit gegen Wasser beständig. Trinkhalme beispielsweise verloren nichts an Stabilität, wenn sie 24 Stunden in Wasser schwammen.

Notfalls auch Futter für Fische

Die gewaltigen Mengen an Plastik, die sich an manchen Stellen im Ozean ansammeln, würde es nicht mehr geben, wenn nur noch Bakterienfolien verwendet würden. Selbst wenn Fische oder andere Meeresbewohner dem Drang, das vermeintliche Futter zu probieren, wäre das folgenlos, denn auch für diese Lebewesen ist der Biokunststoff harmlos.

Einziger Nachteil: Die Bakterien benötigen Zucker, um produzieren zu können. Das Verfahren konkurriert also mit Nahrungsmitteln.

 

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