Rund jeder vierter Einwohner des afrikanischen Inselstaats Madagaskar kann nicht lesen und schreiben. In den letzten Jahren konnten aber zumindest einige Fortschritte erzielt werden. So ist es gelungen, die durchschnittliche Schulbesuchsdauer um mehrere Jahre zu steigern. Noch immer ist das Analphabetentum aber vor allem bei weiblichen Jugendlichen ein Problem. Die Hilfsorganisation Thinking Huts hat berechnet, dass dem Land theoretisch rund 22.000 Schulen fehlen. Oftmals geht es dabei aber nicht um riesige Schulgebäude, wie wir sie aus Deutschland kennen. Stattdessen wird der Aufbau einer dezentralen Infrastruktur benötigt, bei der kleine Schulen mit nur zweistelligen Schülerzahlen in der Fläche entstehen. Genau dies will die Organisation in den nächsten Jahren realisieren. Der technische Fortschritt wiederum hilft, die Bauzeit der einzelnen Gebäude zu reduzieren. Dafür sind die Helfer eine Kooperation mit der Architektur-Agentur „Studio Mortazavi“ und der 3D-Druck-Spezialfirma „Hyperion Robotic“ eingegangen.


Bild: Thinking Huts

Der 3D-Drucker war 18 Stunden kontinuierlich im Einsatz

Gemeinsam entwickelten sie ein Schulgebäude, das sich mithilfe der neuen 3D-Drucktechnik innerhalb kürzester Zeit errichten lässt. Tatsächlich stellten die Partner auch schon unter Beweis, dass es sich nicht nur um ein theoretisches Konzept handelt. Denn das erste Schulgebäude mit einer nutzbaren Fläche von 65 Quadratmetern wurde bereits gebaut. Dort sollen zukünftig bis zu 30 Schülerinnen und Schüler unterrichtet werden. Zuvor hat der 3D-Drucker rund achtzehn Stunden lang Schicht um Schicht des Zements aufgetragen. Die wabenförmige Struktur des Gebäudes erleichterte der Maschine hier die Arbeit. Anschließend griff die Organisation auf die Hilfe von einheimischen menschlichen Arbeitskräften zurück. Diese statteten die neue Schule unter anderem noch mit Türen und Fenstern aus. Auch die Innenausstattung musste noch installiert werden. Nach insgesamt drei Wochen war die Schule dann aber soweit fertig, dass sie genutzt werden konnte. Die Bauzeit war somit deutlich kürzer als bei einem konventionell errichteten Gebäude.

Madagaskar gehört zu den ärmsten Ländern der Welt

Theoretisch kann die Schule aus dem 3D-Drucker zudem noch um einige zusätzliche Features erweitert werden – etwa eine Solaranlage oder einen Wasserspeicher. Grundsätzlich ist es auch möglich, mehrere der Bauten zu kombinieren und so die Lehrkapazität zu erhöhen. Allerdings ist es alleine mit dem Bau von Gebäuden noch nicht getan. Vielmehr müssen dann auch ausreichend Lehrkräfte gefunden werden, um dort den benötigten Unterricht zu geben. Hier dürfte vor allem die Regierung von Madagaskar gefragt sein. Eine bessere Bildung der Bevölkerung könnte dann im besten Fall dazu beitragen, mehr Menschen aus der Armut zu befreien. Aktuell befindet sich das Land auf Platz 164 von 189 Ländern im Human Development Index der Vereinten Nationen. Die Organisation Thinking Huts will nun zunächst in Madagaskar ausreichend Schulgebäude mit dem 3D-Drucker errichten. Anschließend könnte das Projekt auch auf weitere afrikanische Länder ausgeweitet werden.


Via: Thinking Huts

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