Brain Computer Interfaces, kurz BCIs genannt, dienen dazu, die Körperfunktionen physisch beeinträchtigter Menschen zu ersetzen. Die digitalen Gehirnschnittstellen ermöglichen es beispielsweise, Prothesen per Gedankenkraft zu bewegen oder Wörter zu schreiben. An der Technischen Universität Graz ist es nun gelungen, Musikstücke vom Gehirn auf den Rechner zu befördern und diese dann erklingen zu lassen.


Studienteilnehmer benötigten musikalisches Vorwissen

Mit dem neuen BCI P300 wird es jetzt möglich, ein Lied zu denken und es sich anschließend auf dem Computer anzuhören: Der Titel »Brain Composer« passt ganz hervorragend zu diesem Interface, das jüngst von 18 verschiedenen Studienteilnehmern getestet und für gut befunden wurde. Die Probanden mussten dafür bei guter körperlicher Gesundheit sein und über ein gewisses musikalisches Vorwissen verfügen: Jeder von ihnen spielte bereits seit längerem mindestens ein Instrument, einer war der bekannte Grazer Komponist und Klarinettenspieler Franz Cibulka. Die Forscher bedeckten den Kopf jeder Testperson mit einer Spezialkappe, die verschiedene Elektroden enthielt, und stellten so eine Verbindung zum BCI und dem damit verknöpften Musikprogramm her.


Gedachte Melodien aufs Display zaubern und hinterher abspielen

Nach einer kurzen Trainings-Session konnte jeder Teilnehmer seine gedachten Melodien aufs Display zaubern und diese abspielen. Nun steht eine Ausweitung dieses Tests auf behinderte Menschen an, denn schließlich sollen die Brain Computer Interfaces gerade ihnen das Leben erleichtern. Aktuell arbeiten die Wissenschaftler der TU Graz auch an möglichen Verknüpfungen von Gehirn und Smartphone, denn unsere mobilen Telefone stellen inzwischen wirklich leistungsstarke Computer dar. Es wird wohl nicht mehr lange dauern, bis die ersten durch Gehirnwellen kontrollierten Apps auf den Markt gelangen, die einem Stummen das Sprechen mit dem Smartphone erlauben, oder die das schnelle Komponieren für unterwegs anbieten. Vor 20 Jahren war es immerhin noch ferne Utopie, zu glauben, dass sich eines Tages Musikstücke per Gedankenkraft komponieren lassen! Nun rückt dieser Traum in greifbare Nähe – und zig neue Ideen und Möglichkeiten gleich mit dazu.

Quelle: sciencedaily.com

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