Wer sich mit SARS-CoV-2 infiziert, der landet glücklicherweise nicht automatisch im Krankenhaus. Man wird nicht einmal zwingend ernsthaft krank. Nicht selten verläuft eine Covid-19-Erkrankung relativ mild. Grund zur Erleichterung ist das jedoch nur bedingt: Eine Studie aus Hamburg zeigt, dass die Funktionen von Organen wie Herz, Lunge und Nieren auch bei milden Verläufen auch neun Monate nach der eigentlichen Erkrankung um bis zu drei Prozent eingeschränkt sein können. Die ForscherInnen fanden außerdem Hinweise auf vermehrtes Auftreten von Thrombosen in den tiefen Beinvenen.


Studie mit fast 500 Teilnehmern

Dass Infektionen mit SARS-CoV-2 lange anhaltende Spuren hinterlassen kann, ist schon länger bekannt. Insbesondere nach schwereren Covid-19-Verläufen können messbare Organschäden zurückbleiben. Außerdem leiden viele Patienten nach ihrer Genesung noch mehrere Monate lang an Erschöpfungszuständen oder anderen körperlichen Defiziten.


Wie genau es bei Patienten mit asymptomatischen oder mildem Verlauf von Covid-19 aussieht, ist noch weitgehend unbekannt. Eine Studie rund um Elina Larissa Petersen vom Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf brachte nun etwas Licht ins Dunkle. Das Team führte eine medizinische Untersuchung bei insgesamt 443 Menschen im Alter zwischen 45 und 74 Jahren durch, die vor etwa neun Monaten an Covid-19 erkrankt waren. Während ihrer Erkrankung hatten die Probanden keine stärkeren Symptome – niemand musste stationär in ein Krankenhaus aufgenommen werden.

Die so erfassten Daten wurden dann mit einer Kontrollgruppe verglichen, deren Mitglieder noch nicht an Covid-19 erkrankt waren. „ Die umfassenden Datensätze inklusive der Magnetresonanz-Tomographie des Herzens und des Gehirns sowohl bei SARS-CoV-2-Betroffenen wie auch in der Kontrollgruppe erlaubte eine organübergreifende Analyse„, so Raphael Twerenbold, der an der Studie beteiligt war.

Mehrere Organe beschädigt

Die Ergebnisse der Untersuchungen offenbarten, dass bei vielen Testpersonen auch neun Monate nach der Infektion noch eine um ein bis drei Prozent verringerte Lungenfunktion sowie einen leicht erhöhten Atemwiderstand hatten. Außerdem war die Pumpkraft des Herzens zum ein bis zwei Prozent verringert. Ein um 41 Prozent gestiegenes Level eines Markerproteins im Blut deutete außerdem auf eine erhöhte Belastung des Herzens hin.

Ebenso war die Nierenfunktion der Genesenen um etwa zwei Prozent herabgesetzt. „Am wichtigsten aber: Unsere Daten deuten auf eine signifikant höhere Häufigkeit von tiefen Beinvenen-Thrombosen während der SARS-CoV-2-Infektion hin„, so Petersen und ihre KollegInnen. Am Gehirn dagegen konnte das Team keine bleibenden Schäden feststellen.

Subklinische Symptome mit Gefahr von Folgeerkrankungen

Die Ergebnisse des Teams legen nahe, dass auch asymptomatische oder milde Verläufe von Covid-19 mit längerfristig messbaren Schäden an verschiedenen Organen einhergehen können. „Die Erkenntnis, dass selbst ein milder Krankheitsverlauf mittelfristig zur Schädigung diverser Organe führen kann, hat höchste Bedeutsamkeit gerade auch im Hinblick auf die aktuelle Omikron-Variante, die mehrheitlich mit milderen Symptomen einherzugehen scheint„, so Twerenbold weiter.

Allerdings bleiben die Organschädigungen in der Regel subklinisch, die Betroffenen bekommen die Einschränkungen also nicht mit. Allerdings sehen die ForscherInnen dennoch den Bedarf der Langzeitüberwachung von Covid-19-Patienten. „Die Ergebnisse ermöglichen es uns dann, frühzeitig mögliche organische Folgeerkrankungen zu erkennen und die entsprechenden therapeutischen Maßnahmen einzuleiten„, so Koautor Stefan Blankenberg, der ebenfalls am UKE beschäftigt ist.

via Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf

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