Seit 1947 bewertet das „Bulletin of the Atomic Scientists“ (BAS) jedes Jahr aufs Neue die Gefährdungslage der Menschheit und drückt die Bedrohung als Zeigerstand auf einer „Weltuntergangsuhr“ aus. Wie auch bereits im letzten Jahr steht diese Uhr 2024 auf 90 Sekunden vor Zwölf. Das ist ein Rekordstand für die Doomsday Clock. Das Wissenschaftler-Komitee mahnt deshalb dringenden Handlungsbedarf an.


Es ist weiterhin 90 Sekunden vor Zwölf

Gegründet wurde das „Bulletin of the Atomic Scientists“ 1947 von Physikern, zu denen auch Albert Einstein und Robert Oppenheimer gehörten. Die Bedrohung, die sich im Stand der Doomsday Clock ausdrücken, umfassen neben Konflikte, atomaren Waffen und anderen Technologien auch der Klimawandel, das Artensterben und künstliche Intelligenz. Im Jahr 2020 und 2021 stand die Weltuntergangsuhr auf 100 Sekunden vor Zwölf, 2023 rückten die Zeiger zehn Sekunden vor auf 90 Sekunden vor Zwölf, und das zum ersten Mal in ihrer Geschichte.


Und auch 2024 gibt es keinen Anlass zur Entwarnung. Das Komitee stellte kürzlich den diesjährigen Zeigerstand vor: Die Doomsday Clock steht weiterhin auf 90 Sekunden vor Zwölf. „Verstehen Sie uns nicht falsch: Das Belassen der Zeiger auf dieser Stellung ist kein Zeichen dafür, dass die Welt stabil ist – ganz im Gegenteil„, erläutert Rachel Bronson, die Präsidentin des BAS. Stattdessen steuere die Welt auch weiterhin in Richtung einer Katastrophe. „Seit Jahrzehnten warnt uns die Wissenschaft vor den Gefahren für die Menschheit. Wir bewegen uns auf eine Katastrophe zu, wenn wir die von uns geschaffenen Technologien nicht besser kontrollieren„, fügt der US-Wissenschaftskommunikator Bill Nye hinzu. Er war in diesem Jahr Mitglied des Uhrenkomites.

Kriege bedrohen die Menschheit

Für die aktuelle Einstufung der Weltlage sind laut dem BAS vor allem die aktuellen Kriege und Konflikte in der Ukraine und im Nahen Osten verantwortlich. Damit verbunden sei auch eine sich steigernde Eskalation auf der nuklearen Ebene. „China, Russland und die USA geben enorme Summen dafür aus, ihre Atomwaffen-Arsenale auszubauen und zu modernisieren„, schreibt das Bulletin. Und auch der IRAN, Nordkorea, Indien und Pakistan haben ein bedrohliches Atomwaffen-Programm.

Ereignisse wie die Aufkündigung des New-Start-Atomabkommens durch Russland sowie die geplante Stationierung taktischer Atomwaffen in Belarus tragen ihren Teil zur Bedrohungslage bei. Im Sommer letzten Jahres hatte ein Berater Putins sich für begrenzte Atomangriffe auf Westeuropa ausgesprochen, um dadurch die Stellung im Ukrainekrieg zu verstärken. „Nur die Großmächte wie China, USA und Russland können uns vor einer weiteren Eskalation bewahren. Trotz verhärteter Fronten müssen sie kooperieren – oder wir sind verloren„, so Jerry Brown, der dem Komitee vorsitzt.

Neue Technologien und Klimawandel

Aber auch neue Technologien stellen eine Bedrohung da, darunter künstliche Intelligenz sowie durch sie gestützte Biotechnologien. Große Sprachmodelle etwa haben das Potenzial, zur Desinformation eingesetzt zu werden. KI-Systeme könnten außerdem zur Entwicklung potenziell gefährlicher Technologien beitragen. Die Kontrolle künstlicher Intelligenz durch staatliche Stellen sei bisher nur unzureichend gegeben.

Eine weitere Gefahrenquelle ist laut BAS der Klimawandel. „2023 erlebte die Welt das heißeste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen und starke Überflutungen, Waldbrände und andere klimabedingte Katastrophen haben Millionen Menschen in der ganzen Welt getroffen„, schreiben die Wissenschaftler:innen in dem Statement. Die Klimaschutzmaßnahmen, die bisher getroffen wurden, seien bei weitem nicht ausreichend.

Die Mitglieder des Komitees sehen vor allem die Großmächte in der Pflicht. Diese müssten den Bedrohungen deutlich entschiedener entgegentreten. „Diese Gefahren, einzeln und in ihrer Gesamtheit, sind so groß und umfassend, dass sie keine Nation und keine Regierung alleine unter Kontrolle bringen kann„, schreibt das BAS.

via Bulletin of the Atomic Scientists

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