Mit Angriffen auf das Protein ECF-T, das Vitamine und andere Zellbausteine in manchmal todbringende Bakterien hineintransportiert, wollen Forscher in Saarbrücken die Krankheitserreger unschädlich machen. Wird das Protein in seiner Funktion gestört, etwa durch ein Medikament, können sich die Bakterien nicht mehr mit den notwendigen Nährstoffen versorgen und sterben ab. Da das Transportprotein in menschlichen Zellen nicht vorkommt, wären diese von einem möglichen Wirkstoff, der auf ECF-T abzielt, nicht betroffen. Er wäre also für Menschen harmlos, für Bakterien fatal.


Bild: HIPS/Hamed

Erste Kandidaten sind schon entdeckt

Anna Hirsch, Professorin für medizinische Chemie an der Universität des Saarlandes und am Helmholtz-Institut für Pharmazeutische Forschung Saarland (HIPS), hat gemeinsam mit ihrem Team bereits erste Moleküle entdecken können, die an ECF-T binden und dessen Aktivität drosseln. Im einem nun mit 150.000 Euro geförderten Projekt sollen diese Kandidaten weiterentwickelt werden. Ziel ist es, Wirkstoffe zu entwickeln, die nicht nur im Labor, sondern auch im Tierversuch Wirkung zeigen. Das HIPS ist ein Standort des Helmholtz-Zentrums für Infektionsforschung (HZI).

Entwurf der Wirkstoffe am Computer

Die Wirkstoffe werden am Computer entworfen, dann mit Hilfe chemischer Methoden synthetisiert und schließlich im Labor an Bakterien getestet. „Ein wichtiger Bestandteil des Projektes wird es sein, genau herauszufinden, wie die von uns entworfenen Moleküle an ECF-T binden“, sagt Hirsch. „Wir haben dazu zwar schon eine Vermutung, aber ganz genau kennen wir die Interaktion zwischen ECF-T und unseren Kandidaten noch nicht. Je besser wir diese Interaktion verstehen, desto genauer können wir die Wirkstoffkandidaten an ihr Ziel anpassen.“


Resistenzen lassen sich umgehen

Auf Grund der fortschreitenden Ausbreitung antimikrobieller Resistenzen verlieren altbewährte Antibiotika zunehmend ihre Wirksamkeit. Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken, werden neue Wirkstoffe dringend benötigt. Damit bestehende Resistenzen umgangen werden können, müssen neue Medikamente bislang ungenutzte Schwachpunkte der Krankheitserreger ausnutzen. Um ihre Wirkung entfalten zu können, greifen Antibiotika gezielt in Prozesse ein, die für das Überleben oder die Vermehrung der Bakterien entscheidend sind. Hierzu zählen etwa die Zellwände und die Vorgänge bei der Zellteilung. Die heute gebräuchlichen Antibiotika nutzen nur eine Handvoll solcher Angriffspunkte in den jeweiligen Krankheitserregern aus. Mit der Zeit finden die Bakterien Wege, diese Schwachpunkte zu schützen, sodass die Antibiotika wirkungslos werden. De Attacke auf ECF-T könnte die Lösung sein.

 

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