Der Einsatz von Biokraftstoffen in der Luftfahrt – sogenannten Sustainable Aviation Fuels (SAF) – ist kein ganz neues Projekt. Bisher setzen die meisten Hersteller dabei auf Biomasse und verwenden vor allem alte Fette und Öle. Aus rein technischer Sicht sind diese Lösungen bereits marktreif. Allerdings sind die Produktionskosten noch zu hoch für einen flächendeckenden Einsatz. Forscher am „National Renewable Energy Laboratory“ in den Vereinigten Staaten haben daher nun einen neuen Ansatz ausprobiert. Sie verwendeten dabei herkömmliche Lebensmittelreste. Bei diesen wurde zunächst der Ausstoß von Methan gestoppt. Das dabei verwendete Verfahren ist bereits seit einiger Zeit industriell etabliert. Anschließend wurden flüchtige Kohlenwasserstoffe eingefangen und zu Kohlenstoffketten verknüpft. Auf diese Weise produzierten die Forscher zwei leicht verschiedene Biokraftstoffe: Einen mit mehr und einen mit weniger Kohlenstoffatomen.


Die Lebensmittelreste verursachen nicht unerhebliche Klimaemissionen

Beide können theoretisch herkömmlichem Flugzeugkerosin beigemischt werden und so zur Verbesserung der Klimabilanz beitragen. Den größten Effekt erzielt man dabei, wenn man eine Kombination aus den beiden neu entwickelten Kraftstoffen verwendet. Denn dann kann ein Mischungsverhältnis von 70 zu 30 Prozent erreicht werden. Das so entstandene Kerosin bestünde dann nur noch zu weniger als einem Drittel aus fossilen Energieträgern. Für das Klima wäre dies eine doppelt gute Nachricht. Denn zum einen wird dadurch weniger Erdöl verbraucht, was die CO2-Emissionen schon einmal reduziert. Gleichzeit stoßen Lebensmittelreste beim Verrotten Methan aus. Das Klimagas ist zwar nicht so langlebig wie CO2, wirkt dafür aber 28 Mal stärker. Berechnungen haben daher ergeben, dass Lebensmittelreste für rund sechs Prozent der weltweiten Klimaemissionen verantwortlich sind. Zum Vergleich: Die Luftfahrt zeichnet für weitere 2,5 Prozent des Ausstoßes verantwortlich.


Die Herstellungskosten dürften über den Erfolg entscheiden

Wenn es nun also gelingt, den Methan-Ausstoß zu stoppen und die Abfälle stattdessen sinnvoll zu verwenden, ergibt sich somit ein zweiter positiver Effekt für das Klima. Die Forscher haben diese theoretische Konstellation in detaillierten Berechnungen auch bereits mit Zahlen unterlegt. Demzufolge werden alleine durch die Vermeidung des Methan-Ausstoßes 154 Gramm CO2-Äquivalent pro Megajoule eingespart. Allerdings werden durch den Herstellungsprozess des neuen Biokraftstoffs auch 99 Gramm CO2-Äquivalent pro Megajoule freigesetzt. Alles in allem ergibt sich also eine Ersparnis von 55 Gramm. Herkömmliches Kerosin wiederum verursacht 85 Gramm. Als Ergebnis präsentieren die Forscher somit eine Einsparung von 165 Prozent. Dem Ziel eines klimaneutralen Flugzeugkraftstoffs wäre man damit einen gehörigen Schritt näher gekommen. Noch ist allerdings unklar, ob das Biokerosin aus Lebensmittelresten preislich konkurrenzfähig ist.

Via: Der Spiegel

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