Palmöl ist extrem vielseitig einsetzbar und findet sich demzufolge in zahlreichen Produkten – von Seife über Schokolade bis hin zu Pizza. Folgerichtig ist auch der Konsum in Deutschland hoch: Im Schnitt verzehrt jeder Einwohner pro Jahr rund 1,5 Kilogramm Palmöl. Aus gesundheitlicher Sicht ist dies weitgehend unbedenklich. Problematisch sind allerdings die Bedingungen unter denen die Palmöl-Plantagen entstehen. Denn die Pflanzen benötigen exakt die gleichen klimatischen Bedingungen wie tropische Regenwälder. Zahlreiche Bauern setzen daher auf Brandrodungen, um die so gewonnenen Flächen dann für ihre Plantagen nutzen zu können. Aus einem vielfältigen und unersetzbaren Ökosystem wird so eine reine Monokultur. Dies ist aus Sicht des Umwelt- und Klimaschutzes fatal. Die Europäische Union drängt die Herstellungsländer daher schon seit einiger Zeit zu stärkeren Schutzmaßnahmen und hat den Import sogar teilweise unterbunden.


Bild: Gemeinfrei

Indien importiert mehr Palmöl als jedes andere Land

Bisher betrifft die Problematik vor allem Indonesien und Malaysia. Gemeinsam kommen die beiden Staaten auf einen Weltmarktanteil von 87 Prozent. Problematisch ist dies auch, weil die Europäische Union aktuell mit den Ländern in der Region über ein Freihandelsabkommen verhandelt. In Sachen Palmöl konnte hier noch keine Einigung erzielt werden. Zukünftig dürften ähnliche Probleme auch bei den Verhandlungen mit Indien auftreten. Denn die indische Regierung hat angekündigt, den Ausbau von Palmöl massiv auszubauen. Konkret sollen rund 1,3 Milliarden Euro investiert werden, um die Anbaufläche auf rund eine Million Hektar zu vergrößern. Dies entspräche in etwa der vierfachen Fläche Luxemburgs. Aus Sicht der indischen Regierung scheint der Ausbau der einheimischen Produktion durchaus Sinn zu ergeben. Denn das Land gehört zu den größten Palmöl-Importeuren weltweit. Pro Jahr handelt es sich um jährlich 15 Millionen Tonnen im Gegenwert von 10 Milliarden Dollar.

Die traditionelle Bewirtschaftung gerät in Gefahr

Umweltschützer sind dennoch entsetzt von den Plänen. Die grundsätzliche Problematik des Palmöl-Anbaus wurde ja bereits erwähnt. Hinzu kommen in Indien aber auch noch spezifische Besonderheiten. So will die Regierung den Anbau insbesondere auf den Andamanen und Nikobaren weit im indischen Ozean forcieren. Dort allerdings existiert bisher ein extrem zerbrechliches Ökosystem. Landwirtschaft wird von den Dorfgemeinschaften nach der traditionellen Methode des jhum betrieben. Auch dabei spielen Brandrodungen eine Rolle. Anschließend allerdings werden in einem festgelegten Rhythmus bis zu dreißig unterschiedliche Pflanzen angebaut. Zumindest in diesem Punkt handelt es sich also um eine durchaus nachhaltige Form der Landwirtschaft. Außerdem werden die Flächen regelmäßig gewechselt, sodass dort dann neue Ökosysteme entstehen können. Bei den Palmölplantagen hingegen entstehen riesige Monokulturen, die großen Konzernen gehören und dauerhaft erhalten bleiben.


Via: FAZ

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