Die Regenwälder in den Tropen dienen als CO2-Puffer. Aber ihre Funktion für das Klima ist nicht nur darauf beschränkt: Wie ForscherInnen der University of Virginia in Charlottesville herausfinden, haben die Wälder der Tropen einen stärkeren Kühleffekt auf das Klima als man bislang annahm. Die Bäume binden nämlich nicht nur CO2, sondern sie tragen durch biophysikalische Effekte direkt zur Abkühlung bei. Insgesamt, so das Team, wäre das Erdklima etwa ein Grad wärmer, wenn es den tropischen Waldgürtel nicht gäbe.


Biophysikalische Effekte kühlen das Klima

Dass die Tropenwälder eine wichtige Rolle im Klimasystem spielen, ist keine wirklich neue Erkenntnis. Sie können große Mengen CO2 aus der Luft aufnehmen und binden, wodurch sie als CO2-Senke fungieren und so gegen den Klimawandel wirken. Umso drastischer wirken sich Eingriffe wie Brände, Rodungen und auch klimabedingte Waldverluste aus. In einigen Gegenden nehmen die Wälder durch die stetigen Einschnitte bereits heute weniger CO2 auf als sie abgeben.


Ein Team rund um Deborah Lawrence von der University of Virginia in Charlottesville hat nun in einer Studie untersucht, welche Klimawirkung die Tropenwälder neben ihrer Rolle als CO2-Senke noch haben. „Wälder beeinflussen das Klima auch über biophysikalische Prozesse wie die Evapotranspiration, die Albedo und die Rauigkeit der Kronendecke„, erklären die ForscherInnen.

Die Rauigkeit des Kronendachs etwa erhöht die Turbulenzen in der waldnahen Luftschicht, wodurch es zu mehr Vermischung kommt. Der durch die Kronen erzeugte Schatten hält Wärme von der Oberfläche der Erde fern. Außerdem produzieren die Bäume flüchtige organische Verbindungen (VOC), die in Aerosolform zur Bildung abkühlender Wolken beitragen.

Ein Grad Kühlung durch Wälder

Hinzu kommt, dass die Bäume Wasser aus dem Boden über die Blätter in die Atmosphäre transportieren. Dieser Effekt kühlt den Wald sowie die darüber liegenden Luftschichten und fördert ebenfalls die Bildung von Wolken und Niederschlägen. „Wenn man die Bäume fällt, vernichtet man die Pumpen, die Wasser von der Oberfläche in die Atmosphäre bringen„, so Louis Verchot vom Louis Verchot vom International Center for Tropical Agriculture (CIAT) in Kolumbien, der an der Studie beteiligt war.

Die ForscherInnen werteten bereits veröffentlichte Daten aus und kombinierten sie mit eigenen Untersuchungen, um den Netto-Effekt dieses kühlenden Effektes auszurechnen. Allein die Tropenwälder Südamerikas, Afrikas und Südostasiens haben einen kühlenden Effekt, der sich global auf ein Drittel Grad beläuft. Kombiniert mit der Funktion als CO2-Senke summieren sich die Effekte auf ein Grad. „Betrachtet man die Wälder aller Breiten, übertreffen die biophysikalischen Wirkungen jedoch bei weitem die der CO2-Bindung„, so die WissenschaftlerInnen.

Würden die Regenwälder im Breitenkreis bis zehn Grad südlich des Äquators zerstört, so würden die globalen Temperaturen im 0,5 Grad steigen, so die Berechnung des Teams. Andersrum funktioniert das auch: Die Aufforstung der im gleichen Gebiet bereits ausgedünnten Tropenwälder könnte die Wirkung auf das Klima um 25 Prozent erhöhen.

Bisher nahm man an, dass die Effekte der Wälder sich global wieder ausgleichen. Nördlich gelegene Wälder etwa tragen durch ihre biophysikalischen Effekte eher zur Erwärmung bei. Die Ergebnisse der ForscherInnen zeigen jedoch, dass die Kühleffekte der Tropenwälder überwiegen.

Waldschutz muss eine wichtige Rolle spielen

Hinzu kommt, dass die Wälder wichtige Beiträge zur Vermeidung von Hitzeextremen leisten. Das führt laut den Berechnungen der WissenschaftlerInnen auch dazu, dass der bisherige Waldverlust für etwa ein Drittel der zunehmenden Intensität von Hitzetagen verantwortlich ist. Außerdem führt die Entwaldung zu einer steigenden Häufigkeit heißer Sommer. „Der Waldverlust führt dazu, dass Menschen teilweise heute schon die Bedingungen erleben, die wir durch eine Begrenzung der Erwärmung auf 1,5 Grad verhindern wollen. Menschen in den stark von Entwaldung betroffenen Regionen leiden schon jetzt unter den Auswirkungen einer wärmeren, extremeren Welt„, so Lawrence.

Die Ergebnisse der ForscherInnen zeigen deutlich, wie stark der Zusammenhang zwischen Wald- und Klimaschutz ist. „Die Urwälder unseres Planeten zu schützen, muss eine unserer größten Prioritäten sein. Ohne die Walddecke, die wir jetzt noch haben, wäre die Erde heißer und das Wetter noch extremer. Die Wälder schützen uns vor den schlimmsten Szenarien der globalen Erwärmung„, so Michael Coe vom Michael Coe vom Woodwell Climate Research Center in den USA. „ Die lokalen und globalen Entscheider müssen erkennen, dass die Wälder durch ihre biophysikalischen Effekte sogar noch wertvoller für Menschen und Wirtschaften sind. Wälder sind der Schlüssel zum Klimaschutz, aber auch zur Klimaanpassung„, ergänzt Verchot.

via EurekaAlert

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