Die Transplantationsmedizin hat ein großes Problem: Menschliche Organe stehen in eng begrenzten Mengen zur Verfügung, weil es ganz zu Recht hohe Auflagen gibt, um an sie heranzukommen. Die Warteliste der Patienten, die dringend eine neue Leber benötigen, ist aus diesem Grund lang. Dabei zählen in akuten Notsituationen, wenn es um Leben und Tod geht, die Minuten. Künstlich hergestellte Organe müssten her, gezüchtet im Labor, die jederzeit greifbar sind.


Eine Leber aus dem Bioreaktor: Wird jetzt die Utopie wahr?

Eine funktionierende Mini-Leber aus dem Bioreaktor

Forscher der University of Pittsburgh School of Medicine beschäftigen sich genau mit diesem drängenden Thema: Wie lassen sich funktionierende Ersatz-Organe züchten, für deren Transplantation kein Spender mehr vorher sterben muss? Die Wissenschaftler nahmen menschliche Hautzellen, um diese auf biotechnologischem Weg zu Stammzellen zu programmieren. Diese wiederum regten sie an, sich zu Leberzellen zu entwickeln, um sie anschließend in eine Rattenleber zu pflanzen. Schritt für Schritt entfernten sie dann jede einzelne tierische Zelle – und heraus kam eine funktionierende Mini-Leber. Im Biorektor dauerte der ganze Prozess unter einem Monat, dann war das Organ bereit zur Transplantation.

Kurzfristiges Ziel: Übergangs-Organe für den Notfall erschaffen

Jedoch war es kein Mensch, der diese Leber erhielt, sondern fünf Ratten kamen auf den OP-Tisch. Nach vier Tagen wurde ein Funktionstest durchgeführt mit weitgehend positivem Ergebnis: Wie eine ganz normale Leber produzierte das im Labor hergestellte Organ in allen fünf Fällen Harnstoff und Gallensäure, allerdings gab es Probleme mit der Blutzirkulation im Transplantationsumfeld. Hier muss noch nachgearbeitet werden, aber insgesamt geben sich die Biologen zufrieden. Langfristig wünschen sie sich, vollständig wirksame Organe für Menschen zu erschaffen, die die üblichen Spender-Organe ersetzen. Doch bis dahin ist es ein weiter Weg, vorerst genügt es, wenn die gezüchtete Leber im Notfall zur Überbrückung dienen kann. Bei einem akuten Leberversagen kann das lebensrettend sein und zu einem „Leberschub“ führen, der eine Organspende schlussendlich doch unnötig macht.


Quelle: spektrum.de

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