Erneuerbare Energien, unter anderem vor allem die Windenergie, wird weiterhin als wichtige Säule der Energiewende gehandelt. Die Ausbaubilanz für erneuerbare Energien lässt allerdings weiterhin zu wünschen übrig. Besonders drastisch wird dies deutlich, wenn man den Ausbau auf die einzelnen Bundesländer herunter bricht. Laut der Fachagentur Windenergie an Land hinken einige Bundesländer in der Bilanz deutlich hinterher. In Ländern wie Thüringen, Sachsen, dem Saarland sowie den drei Stadtstaaten wurde im ersten Quartal kein einziges Windrad ans Netz gebracht. Aber auch im Süden Deutschlands sieht es nicht gut aus.


Viele Windräder bilden in Rumänien einen Windpark

Nord-Süd-Gefälle bei erneuerbaren Energien

Laut einer vorläufigen Auswertung der Fachagentur liegt das flächenmäßig größte Bundesland, also Bayern, beim Windenergie-Ausbau mit fünf vollendeten Windrädern im ersten Quartal 2023 auf einer Höhe mit Baden-Württemberg. Demgegenüber stellten andere Flächenländer wie Brandenburg (17), Rheinland Pfalz (7) und Nordrhein-Westfalen (14) mehr Windräder auf. An der Spitze der Tabelle finden sich Schleswig-Holstein mit 29 und Niedersachsen mit 22 Windkraft-Anlagen. Auf ganz Deutschland bezogen gingen im ersten Quartal des Jahres 117 Anlagen ans Netz, die es auf eine Gesamtleistung von mehr als 546 Megawatt bringen. Dies entspricht laut der Fachagentur einem Plus von 17 Prozent.

Ein ähnliches Gefälle zeigt sich auch bei der Genehmigung von Anlagen. Bundesweit wurden 295 solcher Genehmigungen erteilt. Auf Thüringen entfallen dabei 2,1 Prozent. Noch schlechter schnitten Sachsen, das Saarland, die Stadtstaaten sowie Bayern und Baden-Württemberg ab. Der Zeitraum, der zwischen der Genehmigung einer Anlage und ihrer Beantragung liegt, beträgt zwischen etwa 20 Monaten im besten Fall und mehreren Jahren im schlechtesten.


Die Zunahme des Genehmigungsvolumens im Vergleich zum Vorjahr ist ein gutes Zeichen und stimmt positiv„, so Hermann Albers, Präsident des Bundesverbands Windenergie. Für das regionale Gefälle findet er indes deutliche Worte: „Der de facto Ausfall der Südregion ist ein Offenbarungseid für alle Verantwortlichen in diesen Bundesländern. Es braucht hier dringend ein neues Bewusstsein zur Ermöglichung des Zubaus, sonst setzen die südlichen Bundesländer mutwillig ihre Wirtschaft aufs Spiel.“

Bayern hängt bei Windenergie hinterher

Hubert Aiwanger, Wirtschaftsminister in Bayern, betonte, dass es auch in seinem Bundesland ein großes Interesse an der Windkraft gäbe. „Wir haben im letzten Jahr die 10-H-Regel geöffnet und seit dem Ukrainekrieg und der Energiekrise einen Nachfrageboom nach Hunderten neuen Windrädern, den wir vorher so nicht hatten„, sagte er gegenüber der dpa. In der Vergangenheit sei Windkraft gegenüber Erdgas wirtschaftlich häufig nicht konkurrenzfähig gewesen, allerdings würden die bayrischen Kommunen aktuell die Regionalpläne für die Wirtschaft ändern, sodass auch im Freistaat viel dazugebaut werden könne. In vielen Regionen in Deutschland sei die Nutzung von Windenergie allerdings rentabler als in Bayern.

Wir dürfen jetzt keine Zeit mehr verstreichen lassen. Bis heute wurden unter der CSU-Freie-Wähler-Koalition nur 41 Windräder in Bayern gebaut. Das ist ein Desaster. Die Genehmigungsverfahren in Bayern müssen massiv beschleunigt und entbürokratisiert werden„, kommentiert Florian von Brunn, SPD-Fraktionschef im Bayrischen Landtag.

Bayern liegt in diesem Jahr – wie schon im letzten – beim Ausbau der Erneuerbaren bundesweit mit deutlichem Abstand auf Platz Eins, auch bei der Windkraft liegt Bayern dieses Jahr auf Platz fünf unter allen Ländern„, sagte hingegen CSU-Generalsekretär Martin Huber. Er betonte außerdem, dass ein Mix an erneuerbaren Energien nötig sei, um die Grundlastfähigkeit herzustellen.

Auch Geothermie ist ein Thema

Allerdings muss Bayern sich den Vorwurf gefallen lassen, dass auch etwa bei Geothermie eher Stillstand herrscht. Und das trotz des enormen Potenzials, das das Bundesland in diesem Bereich aufweist. In der derzeit laufenden Legislaturperiode der bayrischen Landesregierung gingen indes lediglich zwei Geothermie-Anlagen in Betrieb.

Wir brauchen im Freistaat einen Geothermie-Turbo statt immer nur Finger zeigen nach Berlin. Wir brauchen mindestens 100 Millionen Euro an Förderung für dieses und nächstes Jahr. So sichern wir eine bezahlbare und klimafreundliche Wärmeversorgung. Forscherinnen und Forscher der TU München haben erst im Dezember berechnet, dass bis zu 40 Prozent des gesamten bayerischen Wärmebedarfs allein durch tiefe Geothermie in Südbayern gedeckt werden könnten. Wir brauchen Untersuchungen und Bohrungen, damit Geothermie-Daten für ganz Bayern für alle zur Verfügung stehen. Und das natürlich in digitaler Form. Warum das nicht längst passiert, ist mir schleierhaft. Außerdem müssen Geothermie-Vorrang-Gebiete wie beim Wind ausgewiesen werden„, so von Brunn.

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