Grundsätzlich muss Plastikmüll nicht zu einer dauerhaften Belastung für die Umwelt werden. Voraussetzung dafür ist allerdings, dass der Abfall vollständig eingesammelt und fachmännisch entsorgt wird. Der erste Punkt wird in Deutschland schon vergleichsweise gut umgesetzt: Hierzulande landet kaum Plastikmüll in Flüssen oder Meeren. Gleichzeitig haben sich die Länder Europäischen Union den zweiten Schritt aber lange Zeit vergleichsweise einfach gemacht: Sie exportierten große Mengen an Müll schlicht in andere Länder. So wurden alleine im vergangenen Jahr 1,5 Millionen Tonnen Plastikabfälle in Nicht-EU-Staaten exportiert. Dies wiederum stellte schon eine Verbesserung gegenüber den Jahren zuvor dar. Denn zumindest China verbot im Jahr 2018 die Einfuhr von Plastikmüll aus dem Ausland. Ein Teil der Exportströme wurden daraufhin in andere asiatische Länder umgeleitet. Aber auch die deutsche Recyclingindustrie profitierte.


Der chinesische Importstopp sorgte für Veränderungen

Die Abfälle einfach in Schwellen- und Entwicklungsländer zu bringen, löst das Problem allerdings nur kurzfristig. Denn dort fehlt in vielen Fällen die Infrastruktur für eine fachgerechte Entsorgung. Die Folge: Ein Großteil wird illegal entsorgt. Entweder durch nicht erlaubte Feuer oder auf nicht genehmigten Müllkippen. In beiden Fällen führt dies zu erheblichen Umweltschäden. Spätestens nach dem chinesischen Importstopp setzte daher auch in der Europäischen Union eine Diskussion über die Problematik ein. Immer mehr Stimmen sprachen sich dafür aus, den selbst verursachten Müll auch eigenständig und nachhaltig zu entsorgen. Nun hat die EU-Kommission tatsächlich neue Regeln verabschiedet. Der wichtigste Punkt: Zukünftig darf nur noch sauberer Plastikmüll in Entwicklungsländer exportiert werden. Der Hintergrund: Je stärker die Abfälle verdreckt und verunreinigt sind, desto schwieriger ist das Recycling.


Die entscheidende Frage: Recycling oder Müllverbrennungsanlage?

In der Vergangenheit wurde daher vor allem sortenreines Material in Europa recycelt, während die problematischen Teile nach Asien gingen. Diese etwas unfaire Arbeitsteilung soll zukünftig zumindest im Bereich der Entwicklungsländer untersagt sein. Auch die Exporte in andere Industriestaaten sollen stärker kontrolliert werden. Wie die einzelnen Staaten die neuen Regelungen umsetzen werden, lässt sich aktuell aber nur schwer abschätzen. Im Idealfall führt dies dazu, dass zusätzliche Expertise und Recycling-Kapazitäten aufgebaut werden. Denkbar wäre aber auch, dass zukünftig schlicht mehr Plastikmüll verbrannt wird. Dies wäre immer noch besser als eine illegale Entsorgung in der freien Natur, aber natürlich alles andere als der Idealzustand. Letztlich werden in diesem Bereich erhebliche Investitionen in die Forschung nötig sein, um das Recycling zu vereinfachen und aus dem Abfall wieder gefragte Produkte zu machen.

Via: Der Spiegel

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