Fußballstadien gelten für gewöhnlich nicht als Hort der Nachhaltigkeit. Sie verbrauchen Strom ohne Ende und sind insgesamt eher dekadente Vergnügungstempel als nachhaltige Bauwerke. Aber es geht auch anders: In Großbritannien spielen die Forest Green Rovers. Deren neues Stadion wird nicht nur ein Vorbild in Sachen Ökobilanz, sondern der Verein bezeichnet sich selbst als „karbonneutral und vegan“.


Vegane Ernährung für Spieler und Fans

Normalerweise gehören Burger (oder anderes Fast Food), Bier und Pommes für viele Fußballfans zum Event eines Stadionbesuchs dazu. Fans des britischen Viertligisten Forest Green Rovers werden ein bisschen anders behandelt: Der Verein ist nach eigener Auskunft der „erste vegane Fußballverein der Welt“. Das fängt bei den angebotenen Snacks im Stadion an und hört bei den „Little Green Devils“, dem veganen Catering-Service des Vereins auf. Außerdem werden die Spieler von einem veganen Ernährungsberater gecoacht. Der Unternehmer Dale Vince, dem der Verein gehört, führt als Argument für die ungewöhnlichen Schritte nicht nur das Tierwohl und die Umwelt an, sondern auch die vegane Ernährung von Spitzensportlern wie Venus Williams, Lionel Messi oder Lewis Hamilton.


Nun hält sich nicht jeder Spieler des Vereins auch abseits des Platzes an die vegane Diät – was bereits zu einigen Fotos von Spielern mit Cheeseburger in der Hand führte. Aber einiger der Fußballer haben sich aber vollständig einer veganen Ernährung verschrieben und berichten durchaus auch von Verbesserungen in Sachen Durchhaltevermögen und Fitness, so zum Beispiel der Stürmer Ruben Reid.

Das erste nachhaltige Fußballstadion

Und auch wenn es um das Stadion des Vereins geht, macht der Eigentümer Vince keine Kompromisse: „The New Lawn“, wie das Stadion heißt, wird zu 100 Prozent mit Ökostrom versorgt – dafür sorgen unter anderem die Solarpaneele auf dem Dach. Und auch der Rasen wird von einem solarbetriebenem Roboter gemäht, mit Regenwasser gewässert und kommt ohne chemischen Dünger aus.

Und damit nicht genug: Die Pläne für den Neubau eines komplett nachhaltigen Fußballstadions aus recyceltem Holz stehen bereits. Entworfen wurde es von der israelischen Stararchitektin Zaha Hadid vor ihrem Tod im Jahr 2016. Bis das Stadion gebaut ist, gleicht der Verein die CO2-Bilanz von etwa 200 Tonnen pro Jahr, die vor allem von Auswärtsreisen und Fans verursacht werden, durch Zahlungen in den UN-Klimafonds aus.

Apropos Fans: Diese werden vom Verein ermutigt, ohne Auto zu den Spielen zu können. Und wenn schon Auto, dann auch am besten mit dem Elektroauto. Für diese stehen am Stadion natürlich Ladestationen bereit. Und wenn doch jemand mit dem Verbrenner kommt, kann er sich am Stadion Biobenzin aus dem recycelten Frittenöl der Stadionküche abholen.

2010 hat Vince den Verein gerettet

Das Engagement in Sachen Nachhaltigkeit geht nahezu komplett von Vereinseigentümer Vince aus. Dieser hat den Verein vor einigen Jahren gerettet. 2010 waren die Forest Green Rovers, ursprünglich benannt nach ihrer Heimatgegend, dem „Forest Green“ in Nailsworth bei Gloucestershire, beinahe pleite. Auftritt Dale Vince, der mit grüner Energie und seinem Unternehmen Ecotricity reich geworden ist. Als der neue Eigentümer zum ersten Mal zu einem Training erschien, gab es Fleischlasagne, was dem Veganer Vince nicht besonders gefiel. Seitdem gibt es bei den Rovers kein rotes Fleisch mehr, und in den folgenden Jahren wurden auch alle anderen tierischen Produkte vom Speiseplan verbannt. Anschließend folgten Burger und Würstchen in den Stadion-Imbissen und Vince kaufte jedem der Spieler ein Elektroauto.

Und der neue Kurs stellte sich durchaus als erfolgreich heraus. Die Forest Green Rovers sind nicht nur der erste Sportverein, der von den Vereinten Nationen als CO2-neutral anerkannt ist, sie wurden außerdem von der FIFA zum grünsten Fußballverein der Welt ernannt und haben Fans auf der ganzen Welt – online sind es mittlerweile mehr als zwei Millionen. Außerdem gelang dem einst darbenden Fußballverein erstmals in der 130-jährigen Vereinsgeschichte der Aufstieg. Ganz Unrecht hat Dale Vince vielleicht nicht, wenn er davon schwärmt, dass sein Verein an der Spitze einer neuen Bewegung stehe.

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