Einmal im Jahr kommt es in den großen US-Sportligen zum sogenannten Draft. Dabei dürfen die einzelnen Teams nach und nach aus einem Pool der talentiertesten Nachwuchsspieler auswählen. Die dabei getroffenen Entscheidungen entfalten eine ungeheure Auswirkung auf die Zukunft der Teams. Das bekannteste Beispiel: Im Jahr 1984 durften die Portland Trailblazers an zweiter Stelle auswählen und entschieden sich für Sam Bowie. Dieser spielte vier Jahre für die Mannschaft und erzielte dabei 10,5 Punkte pro Spiel. Unmittelbar nach Portland waren dann die Chicago Bulls an der Reihe und entschieden sich für einen gewissen Michael Jordan. Dieser führte die Franchise später zu insgesamt sechs Meisterschaften und wurde zu einer globalen Ikone. Es ist daher kein Wunder, dass die NBA-Teams einen enormen Aufwand betreiben, um die besten Nachwuchsspieler weltweit zu finden und zu evaluieren.


In NBA-Arenen wird jede Bewegung der Profis aufgezeichnet

Doch die Corona-Pandemie stellte die Verantwortlichen dabei vor enorme Herausforderungen. Denn die meisten Spiele der College-Ligen fanden unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Auch die Scouts der NBA-Teams konnten daher oftmals nicht live vor Ort sein. Von dieser Problematik waren alle NBA-Teams gleichermaßen betroffen. Die Orlando Magic könnten dennoch in diesem Jahr einen kleinen Wettbewerbsvorteil besitzen. Denn die Franchise beschäftigt sich schon seit einigen Jahren mit dem Thema künstliche Intelligenz. Konkret geht es um eine Kooperation mit dem Startup AutoStats. Die Firma hat eine Software entwickelt, die im Fernsehen übertragene Spiele von College-Mannschaften automatisiert auswerten kann. Der Hintergrund: In den NBA-Arenen existiert längst der gläserne Athlet. Denn dort sind zahlreiche Motion-Capture-Kameras installiert, die jede Bewegung und jede Aktion eines Spielers aufzeichnen und speichern.


Die Kunst liegt in der Interpretation der Daten

Man kann also genau sagen, wie viele Pässe ein Spieler gespielt hat, wie viele Kilometer er gesprintet ist oder wie stark er beim Absprung beschleunigt hat. Für die Trainer kann dies ein wichtiges Tool darstellen, um die Leistung eines Spielers objektiv zu bewerten. Diesen Ansatz wollen die Magic nun auch auf das Scouting von Nachwuchsspielern übertragen. Allerdings können nicht in allen College-Arenen entsprechende Kameras installiert werden. Stattdessen nutzt die Software von AutoStats die zur Verfügung stehenden Fernsehbilder und wertet diese mithilfe von künstlicher Intelligenz aus. Die so gewonnenen Daten sind nicht ganz so exakt wie die in der Profiliga. Sie sind aber deutlich besser als gar keine. Der Trick besteht nun allerdings darin, aus der Vielzahl an generierten Daten, die Zahlen herauszufiltern, die tatsächlich eine gewisse Aussagekraft über die Zukunft eines Spielers haben. Die Magic halten sich in diesem Punkt bedeckt und wollen nicht verraten, worauf sie genau achten.

Die Magic wählen dieses Jahr drei Nachwuchstalente aus

Zumindest bestätigt die Franchise aber, dass bei der Entscheidung für Cole Anthony im vergangenen Jahr bereits auf die Daten der Software zurückgegriffen wurde. In diesem Jahr wiederum dürfen die Magic an fünfter, achter und dreiunddreißigster Stelle wählen. Es dürfte spannend werden, zu beobachten, ob die dann ausgewählten Spieler tatsächlich die Erwartungen erfüllen oder sogar übertreffen können. Im besten Fall könnte die automatisierte Video-Analyse dazu beitragen, die Franchise aus dem Tabellenkeller zu befreien. Eines bleibt aber auch für die Verantwortlichen der Magic klar: Die Datenerfassung mithilfe von künstlicher Intelligenz stellt lediglich eine Ergänzung zum klassischen Scouting durch menschliche Fachkräfte dar. Denn viele Dinge kann auch die smarteste Software schlicht nicht erkennen. In der nächsten Saison dürften also auch wieder zahlreiche menschliche Scouts quer durch die USA reisen, um die hoffnungsvollsten Talente zu sichten.

Via: The Athletic

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