In der dänischen Politik geht es normalerweise nicht groß anders zu als hierzulande: Es wird viel diskutiert und gestritten. Umso bemerkenswerter ist, dass nun ein Großprojekt die Zustimmung fast aller relevanten Parteien erhielt. Selbstverständlich war dies keineswegs. Immerhin soll der Bau einer künstlichen Insel in der Nordsee stolze 28 Milliarden Euro kosten. Damit handelt es sich um das größte Bauprojekt in der Geschichte des Landes. Gleichzeitig sind sich Politik und Wirtschaft einig: Die Energieinsel stellt ein wichtiges Leuchtturmprojekt dar und wird das Königreich voranbringen. Doch worum geht es bei dem Projekt genau? Konkret sollen in der Nordsee zahlreiche riesige Windräder installiert werden. Dies alleine ist noch kein besonders neuer Ansatz. Der Strom soll dann aber nicht direkt auf das dänische Festland geleitet werden, sondern eben auf die zentrale Insel.


Ein Teil des Stroms soll auch nach Deutschland fließen

Dort wiederum befindet sich dann die Infrastruktur, um den Strom zu speichern oder gezielt zu verteilen. In der letzten Ausbaustufe soll die Kapazität dieses künstlichen Kraftwerks bei mehr als zehn Gigawatt liegen. Damit ließen sich rein rechnerisch rund zehn Millionen Haushalte mit sauberem Strom versorgen. Bedenkt man, dass Dänemark selbst nur rund 5,8 Millionen Einwohner hat, wird schnell klar: Ein Teil des Stroms muss exportiert werden. Erste Gespräche wurden daher bereits mit den Regierungen in Deutschland, Belgien, Polen und den Niederlanden aufgenommen. Feste Verträge liegen allerdings noch nicht vor. Ein wenig Zeit bleibt den Planern aber auch noch. Aktuell wird eine Fertigstellung der grünen Energieinsel im Jahr 2033 für realistisch gehalten. Ein etwas kleineres Schwesterprojekt ist zudem in der Ostsee geplant. Hier allerdings soll die Insel Bornholm zum zentralen Knotenpunkt für den Windstrom werden.


Der Staat will private Investoren mit einbinden

Dänemark will mit dem gigantischen Projekt vor allem die eigenen Energieziele erfüllen. Diese sehen vor, die Treibhausemissionen bis zum Jahr 2030 um siebzig Prozent zu reduzieren. Gleichzeitig wird die Insel im besten Fall aber auch dazu beitragen, die EU-Klimaziele zu erreichen. Hier soll bis zum Jahr 2050 der Zustand der vollständigen Klimaneutralität erreicht werden. Der Weg bis zur voll ausgebauten Energieinsel in der Nordsee ist allerdings noch lang. So wurde nun zunächst eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben, um den bestmöglichen Standort zu identifizieren. Anschließend dürfte sich die Regierung auf die Suche nach privaten Investoren machen. Denn der Staat wird zwar mit 50,1 Prozent die Mehrheit an dem Projekt behalten. Der Rest soll den aktuellen Planungen zufolge aber privatisiert werden. Über die nötige Erfahrung zur Realisierung von Großprojekten auf dem Meer verfügt das Königreich auf jeden Fall: Das erste Offshore-Windrad wurde bereits im Jahr 1981 errichtet.

Via: Süddeutsche Zeitung

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