E-Fuels ja – E-Fuels nein: Der politische Streit ging zuletzt hin und her, nun sollen klimaneutrale Kraftstoffe für Lastwagen und PKW auch noch nach dem Jahr 2035 erhalten bleiben. Doch die Wellen haben sich noch nicht gelegt, manche wettern noch immer, die Herstellung künstlicher Kraftstoffe sei zu energieaufwändig, das Ergebnis ineffizient und teuer. An der Hochschule für Angewandte Wissenschaften in Hamburg-Bergedorf ist man andere Meinung: Der dort erzeugte Kraftstoff benötigt nur 1 kWh Strom je Liter.


Ein Kraftstoff, der komplett aus altem Speiseöl besteht

Erste Produktionsanlage schon für dieses Jahr geplant

Ein E-Auto verbraucht etwa 5 kWh Strom je 100 Kilometer, der Bergedorfer Kraftstoff schlägt hingegen mit nur 5 kWh zu Buche. Er besteht aus alten Speiseölen, und zwar aus der angrenzenden Mensa und von dem Entsorgungsunternehmen KBS. Die Forscher schlagen vor, Produktionsstätten demnächst direkt neben solche Entsorgungsbetriebe zu bauen. Die Firma Nexxoil hat bereits angebissen, sie will noch im Jahr 2023 ein erstes Werk im Hamburger Raum errichten, 2024 soll die zweite Fabrik in Bayern folgen. Bis jetzt sind es ungefähr zwei Tonnen Kraftstoff pro Woche, die auf dem Unigelände entstehen – und der »Diesel« soll sich problemlos zum Betanken regulärer Lastwagen und PKW eignen.

READi-PtL: Reaktivdestillation Energie zu Flüssigkeit

Das Projekt nenne sich READi-PtL, eine etwas komplizierte Abkürzung für Reactive Distillation Power to Liquid (Reaktivdestillation Energie zu Flüssigkeit). Altes Speisefett wird hierbei vorgewärmt, gerührt, dabei homogenisiert und dann in einen Reaktor gepumpt. Dort herrschen Temperaturen zwischen 350 und 400 Grad Celsius, perfekt, um die Kohlenwasserstoffatome des Fetts aufzubrechen. Die Moleküle verdampfen, gelangen in einen Kondensator und schlagen sich dort wieder nieder. Es entsteht Bio-Rohöl für die Weiterverarbeitung, entweder zu Basisstoffen für die chemische Industrie oder zu künstlichem Diesel. Die nebenbei gebildeten, Gase Ethan, Propan und Methan sollen demnächst zur Erwärmung der Anlage dienen, für mehr Autarkie.


Als weiteres Nebenprodukt fällt eine Art Kohle an, die als Bodenverbesserer dienen kann. Dazu ein Abwasser, aus dem sich Biogas gewinnen lässt. Als Ausgangsstoff könnten neben dem alten Speisefett in Zukunft auch Plastikabfälle auf Erdölbasis dienen. So käme eine weitere Recycling-Komponente hinzu. Insgesamt ein rundes Konzept.

Quelle: stern.de

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