Frankenstein ist zurück, könnte man bei dieser Nachricht meinen: Der Paläogenetiker Svante Pääbo entschlüsselte 2009 gemeinsam mit seinem Team das Neandertaler-Genom. Darauf aufbauend züchtet er nun Mini-Neandertalergehirne, die er in Roboter verpflanzen will. Doch zuerst dreht sich alles um die Frage: Warum sind die Urzeitmenschen ausgestorben? Waren sie nicht clever genug?


Von Neanderthal-Museum, Mettmann – Pressebilder Neanderthal Museum, Mettmann, <a rel=“nofollow“ class=“external free“ href=“https://www.neanderthal.de/de/urmenschen.html“>https://www.neanderthal.de/de/urmenschen.html</a>, CC BY-SA 4.0, Link

Signifikante Unterschiede in der DNA

Der Schädel eines Neandertalers bot mehr Platz für das Gehirn als der des modernen Menschen: An der Hirngröße wird es also nicht gelegen haben, dass sich diese Spezies vor etwa 30.000 Jahren verabschiedete. Trotzdem könnten Neandertaler weniger schlau gewesen sein, doch das ist bislang reine Spekulation. An dieser Stelle kommt Pääbo mit seinen Kollegen ins Spiel: Er stellte einige signifikante Unterschiede zwischen der Neandertaler-DNA und unseren Erbanlagen fest. Wie genau sich diese Differenzen auf die Hirnbildung auswirken, möchte er analysieren, in dem er Gehirne nachzüchtet.

Organoide sehen aus wie Popcorn

Von der Gehirnmasse der Neandertaler ist heute nichts mehr erhalten, allerdings gibt es im Labor des IMBA in Wien (Institute of Molecular Biotechnology) bereits stecknadelkopfgroße Abkömmlinge des urzeitlichen Vorbilds. Zum Einsatz kam dabei die Genschere CRISPR/Cas9 und natürlich das Wissen über die alte DNA. Die Wissenschaftler setzten die Neandertaler-Variante des Gens NOVA1 in menschliche Stammzellen ein und berichteten über das Ergebnis im Fachmagazin Science.


Ihnen gelang es, die Großhirnrinde der Neandertaler in winzig kleiner Version wachsen zu lassen — und sie stellten auf dem ersten Blick einen Unterschied fest: Die Organoide wirken äußerlich wie Popcorn, unsere Gehirne besitzen im Gegensatz dazu eine Kugelform. Außerdem finden sich im Inneren Strukturen, die sich auch bei Menschen zeigen, die mit neurologischen Defekten zu kämpfen haben. Ein Beispiel dafür ist der Autismus.
Gehirne sollen Roboter steuern lernen

Wenn die Organoide eines Tages »perfekt« sind, möchten die Forscher sie in krabbenähnliche Roboter verpflanzen, in der Hoffnung, dass die kleinen Gehirne die Maschinen steuern lernen. An dieser Stelle kommt ein tatsächlich gewisses Frankenstein-Gefühl auf, doch wer weiß, ob die Wissenschaftler bis zu diesem Punkt gelangen?

Quelle: forschung-und-wissen.de

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