Die Zahlen sehen nicht besonders gut aus: Insgesamt verfügen nur 62 Prozent der von der Deutschen Bahn betriebenen Strecken über eine Oberleitung. Dieser Wert alleine ist allerdings nicht ganz fair. Denn natürlich wurden in der Vergangenheit vor allem viel befahrene Strecken entsprechend ausgerüstet. Im Fernverkehr etwa finden so gut wie alle Fahrten mit Oberleitung statt. Dieselloks kommen hingegen eher im Regionalverkehr und auf weniger genutzten Strecken zum Einsatz. Die Bahn hat sich allerdings verpflichtet, den Personentransport bis zum Jahr 2040 vollständig klimaneutral zu gestalten. Es werden also dringend Alternativen zum Einsatz der Dieselloks gesucht. Die einfachste Lösung wäre es, einfach alle Strecken mit einer Oberleitung auszustatten. Das ist aber zum einen teuer und aufwändig. Zum anderen benötigt die Bahn die entsprechenden Bau-Kapazitäten dringend zur Sanierung des maroden Streckennetzes. Der Staatskonzern setzt daher auf eine andere Lösung: Akku-Züge.


Oberleitungsinseln sollen Züge unterwegs laden

Diese funktionieren im Prinzip wie jedes andere Elektrofahrzeug: Die Akkus werden aufgeladen und stellen dann die für den Betrieb des Elektromotors benötigte Energie zur Verfügung. Allerdings wird für den Antrieb eines Zugs durchaus eine Menge Strom benötigt. Gleichzeitig ist es aber auch nicht sinnvoll, einen kompletten Zug stundenlang stehen zu lassen, weil die Akkus geladen werden müssen. Die Bahn hat sich daher eine alternative Lösung überlegt. Dabei ist vorgesehen, nur vereinzelt Strecken mit einer Oberleitung zu versehen. An diesen sogenannten Inseln können die Akku-Züge dann während der Fahrt Strom laden. Wird die Streckenplanung gezielt auf die Existenz dieser Lademöglichkeiten abgestimmt, könnten die Züge im Idealfall sogar rund um die Uhr unterwegs sein. Getestet werden soll dies nun intensiv in Schleswig-Holstein. Dass das nördlichste Bundesland ausgewählt wurde, ist kein Zufall: Dort sind sogar nur dreißig Prozent der Bahnstrecken elektrifiziert.


Die Zahl der elektrischen Fahrten könnte massiv erhöht werden

Nun sollen zunächst die Bahnhöfe in Kiel und Büchen mit dreißig neuen Oberleitungsmasten versehen werden. Anschließend ist geplant innerhalb eines Jahres, entlang der Westküste des Bundeslandes auch entsprechende Inseln außerhalb von Bahnhöfen zu installieren. Dadurch soll sich die Zahl der Strecken, auf denen elektrisch angetriebene Züge eingesetzt werden können, auf rund 68 Prozent erhöhen. Dies entspräche mehr als einer Verdoppelung. Auch in Rheinland-Pfalz und in Nordrhein-Westfalen soll das Konzept zum Einsatz gebracht. Für Güterzüge kann die Idee allerdings nicht genutzt werden. Denn hier werden noch einmal deutlich größere Mengen an Energie benötigt. Denkbar ist hier der Einsatz von Hybridloks. Unklar ist noch, ob eventuell auch Wasserstoffzüge über die nötige Antriebskraft verfügen. Unabhängig davon gilt aber auch beim Warentransport: Die Schiene ist in aller Regel deutlich klima- und umweltfreundlicher als die Straße.

Via: Deutsche Bahn

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