Akazien sind ein großes Problem in Namibia. Die dornenreichen Eindringlinge breiten sich ungehindert zu Lasten der Weideflächen aus. Wegen ihres hohen Wasserverbrauchs senken sie den Grundwasserspiegel ab und verdrängen Pflanzen und Tiere aus ihren angestammten Lebensräumen. Diesen Eroberungsfeldzug wollen Forscher der Universität von Namibia (UNAM) und des Leibniz-Instituts für Neue Materialien (INM) in Saarbrücken jetzt stoppen und ganz nebenbei dem Land eine zusätzliche Einnahmequelle verschaffen. Das Holz der Akazien, die meist in Form von Büschen wachsen und selten zu stattlichen Bäumen werden, soll künftig genutzt werden, um Spanplatten für den Bau von Häusern herzustellen. Akazienholz ist dafür bestens geeignet. Es ist schwer entflammbar und witterungsbeständig.


Bild: Leibniz INM

Materialwissenschaftliches Labor in Namibia

Mit der über die GIZ (Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit) und das Saarland geförderten Initiative „Namibia Material Institute Competence Development“ (NaMiComp) begann 2016 die Zusammenarbeit zwischen dem INM und der UNAM. „Zunächst haben wir unseren namibischen Partnern hier bei uns vermittelt, welche Bindemittel und Zusatzstoffe ideal sind für die Herstellung von witterungsbeständigen Spanplatten“, sagt INM-Projektleiter Carsten Becker-Willinger. Inzwischen ist an der UNAM ein materialwissenschaftliches Labor eingerichtet, in dem die namibischen Partner die Komponenten vor Ort selbst analysieren und verarbeiten.

Industrielle Partner gesucht

„Wir suchen jetzt gemeinsam und in enger Abstimmung mit dem lokalen „Entbuschungsprogramm“ der GIZ in Namibia nach industriellen Kooperationspartnern aus Deutschland und ganz Europa, die in die industrielle Fertigung der Spanplatten einsteigen wollen“, so Becker-Willinger.


Was ist nun das Besondere an der verwendeten Technologie? Als Komponenten für die Holzfaserplatten dienen Akazienspäne und ein am INM entwickelter wasserbasierter anorganischer Binder (Namibinder®), der frei von gesundheitsschädlichem Formaldehyd ist und eine CO2-Bilanz aufweist, die um den Faktor 4 geringer ist als bei Zement. Zudem sind die Bauplatten nicht brennbar. Dies beweisen Feuerfestigkeitstests bei Temperaturen von bis zu 1100 Grad Celsius über einen Zeitraum von mehr als einer Stunde. Die Platten sind für tragende Bauteile und selbst für Dächer geeignet.

Spanplatten sind konkurrenzlos billig

Die Vorteile der Produktion von Baumaterialien aus heimischen Ressourcen für Namibia selbst liegen auf der Hand: Zum einen werden Arbeitsplätze geschaffen. Zum anderen ist das Baumaterial so kostengünstig, dass eine wesentlich größere Zahl von Menschen sich künftig ein Haus leisten kann. Die Vorzüge der Holzplatten machen sie aber auch für den europäischen Markt interessant, zum Beispiel in der Bau- und Möbelindustrie.

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