Die Nutzung gefährlicher Chemikalien wurde in der Europäischen Union in den letzten Jahren und Jahrzehnten stark eingeschränkt. Davon profitiert nicht nur die Bevölkerung, sondern auch die Natur- und Tierwelt. Seit den 1990er Jahren ist beispielsweise auch die Nutzung von Nonylphenolen und Nonylphenolethoxylaten in Deutschland nur noch in bestimmten Bereichen erlaubt. Die Textilbranche muss hingegen auf die Verwendung verzichten. Eine kleine Anfrage an die Bundesregierung rückt nun allerdings ein weiterhin bestehendes Problem in den Fokus. Denn die deutsche Chemieindustrie hat die Produktion der betroffenen Chemikalien keineswegs eingestellt. Stattdessen werden diese nun in Länder exportiert, wo die Regelungen deutlich weniger streng sind. In einer globalisierten Welt bleibt dies aber natürlich nicht ohne Folgen. Denn über den Import von mit den Chemikalien behandelten Produkten kommen diese wieder nach Europa zurück. Dies belegen auch entsprechende Messungen in deutschen Gewässern.


Bild: Whanganui River, Felix Engelhardt, Flickr, CC BY-SA 2.0

Fische können die Fähigkeit zur Fortpflanzung verlieren

Sp lassen sich auch mehr als zwanzig Jahre nach dem Verbot in der Europäischen Union die Chemikalien noch immer in Flüssen und Seen nachweisen. Um dies zu verstehen, muss man sich zunächst anschauen, wofür die Stoffe überhaupt genutzt werden. Ein großer Abnehmer der Chemieindustrie sind Textilbetriebe in Asien. Diese nutzen Nonylphenolethoxylate, um damit Kleidungsstücke zu behandeln. Dadurch sollen die Textilien anschließend Imprägnier- und Farbstoffe besser aufnehmen können. Das Problem: Schon kleinste Mengen der Chemikalien in Gewässern greifen in den Hormonhaushalt der dort lebenden Tiere ein. Fische beispielsweise verlieren dadurch die Fähigkeit zur Fortpflanzung. Dieser Umstand ist auch den meisten Textilbetrieben bekannt. Sie nutzen die Chemikalien allerdings trotzdem, weil sie günstig sind und die Arbeit erleichtern. Deutschland wiederum exportierte alleine im Jahr 2019 rund 800 Tonnen Nonlyphenole und 430 Tonnen Nonylphenolethoxlate in alle Welt.

Der Import wird aktuell nicht ausreichend überwacht

Zu den Abnehmerländern gehörten unter anderem Südafrika, Sambia und Indien. Wenn die Chemikalien dort ins Abwasser gelangen, führt die zu den beschriebenen Problemen. Hinzu kommt: Die so behandelten Textilien werden anschließend in zahlreiche Länder weltweit exportiert. Beim Waschen werden dann die bedenklichen Chemikalien freigesetzt und können so auch hierzulande im Abwasser landen. Dies erklärt, weshalb Nonylphenole und Nonylphenolethoxylate auch weiterhin in deutschen Gewässern nachgewiesen werden. Seit Februar dieses Jahres sieht eine EU-Regelung allerdings vor, dass Kleidungsstücke nur noch importiert werden dürfen, wenn die Menge an enthaltenen Schadstoffen sehr gering ist. Bisher mangelt es allerdings noch an wirksamen Kontrollen. Am einfachsten wäre es daher, die Produktion und den Export der Chemikalien zu verbieten. Dies gilt aber als eher unwahrscheinlich. Denn diese finden auch bei eher unbedenklichen Produkten Verwendung – etwa Lacken. Somit bleibt das Problem zumindest vorerst weiter ungelöst.


Via: DLF Nova

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