Kohle und Stahl prägten einst die Entwicklung des Ruhrgebiets wie keine andere Industrie. Inzwischen hat die Region zwar einen massiven Strukturwandel durchlaufen, doch Thyssen-Krupp betreibt dort noch immer mehrere Hochöfen. Deren Zukunft wurde zuletzt allerdings wiederholt in Frage gestellt. Denn bei der Produktion von Stahl werden massive CO2-Emissionen verursacht. Die Bundesregierung wiederum möchte zukünftig einen festen Preis für jede emittierte Tonne des Klimagases etablieren. Dies würde die wirtschaftliche Kalkulation der Hochöfen erschweren. Vor diesem Hintergrund ist ein Pilotprojekt zu verstehen, das Thyssen-Krupp nun in Duisburg gestartet hat. Dort soll Wasserstoff die bisher zur Stahlproduktion genutzte Kohle ersetzen. Anstelle von Kohlendioxid würde dann lediglich harmloser Wasserdampf freigesetzt.


Bild: Thyssen-Krupp

Die Umstellung erfolgt Schritt für Schritt

Bisher werden für die Produktion von einer Tonne Roheisen 300 Kilogramm Kohlenstaub benötigt. Dieser wird als Reduktionsmittel über sogenannte Blasformen in den Produktionsprozess gegeben. Im Hochofen 9 in Duisburg wird nun allerdings eine schrittweise Umstellung erfolgen. Zunächst wird nur über eine einzige Blasform Wasserstoff statt Kohlenstaub eingespeist. Geschehen anschließend keine größeren Katastrophen, folgen nach und nach die insgesamt 27 weiteren Blasformen. Ganz am Ende könnte dann theoretisch tatsächlich klimaneutral Stahl produziert werden. Dies gilt allerdings nur, wenn der für die Herstellung des Wasserstoffs benötigte Strom aus nachhaltigen Quellen stammt. Darum wird sich Thyssen-Krupp allerdings nicht selbst kümmern. Stattdessen sorgt das Industrieunternehmen Air Liquide für die Versorgung des Hochofens mit Wasserstoff.

Die Wasserstoff-Produktion verbraucht viel Energie

Langfristig könnte die Verfügbarkeit von Wasserstoff allerdings tatsächlich so etwas wie die Achillesferse für solche und ähnliche Projekte darstellen. Denn die Stahlbranche ist keineswegs die einzige, die zukünftig die Nachfrage antreiben dürfte. Vielmehr setzen auch Autobauer wie Toyota massiv auf Wasserstoff-Autos. Außerdem hofft die Logistik-Branche so die Emissionen von Lastwagen und Transportschiffen reduzieren zu können. Hinzu kommt: Auch in der Industrie gibt es noch zahlreiche weitere Anwendungsmöglichkeiten. Sollten alle diese Ansätze tatsächlich realisiert werden, dürfte dies den Stromverbrauch hierzulande massiv in die Höhe treiben. Für Experten steht daher schon seit längerem fest: Die Umstellung auf eine klimafreundliche Wasserstoff-Industrie kann nur gelingen, wenn zeitgleich der Ausbau der Erneuerbaren Energien ambitioniert fortgesetzt wird.


Via: Thyssen-Krupp

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