Die schwungvolle Skizze, die der berühmte italienische Künstler vor rund 500 Jahren anfertigte, gefiel dem Meister nicht. Statt sich beim anschließenden Malen daran zu halten veränderte er das ursprüngliche Motiv bis zur Unkenntlichkeit. Es entstand die „Felsengrottenmadonna“.


Jede Ebene lieferte ein eigenes Bild

Kunsthistoriker wissen schon seit langem, dass die Skizze existiert. Mit unterschiedlichen Techniken, etwa Infrarotlicht, machten sie Teile davon sichtbar. Doch erst jetzt gelang der Durchbruch. Die Zeichnung ist jetzt so klar, als habe niemals eine dicke Schicht Farbe darübergelegen. Pier Luigi Dragotti und Catherine Higgitt, er Professor am Imperial College London, sie Wissenschaftlerin an der National Gallery in London, haben das Kunststück geschafft. Sie kombinierten eine raffinierte Bildgebungstechnik mit einer neu entwickelten Rechenvorschrift, einem Algorithmus. Sie setzten die Makro-Röntgenfluoreszenz-Spektographie ein, ein Verfahren, mit dem sich die elementare Zusammensetzung jedes einzelnen Bildpunktes bestimmen lässt. „Jedes Pixel enthält unterschiedliche Zusammensetzungen von chemischen Elementen“, so Dragotti. Und das in zahlreichen Ebenen, denn die Farbe ist relativ dick aufgetragen. Die Bestandteile der Farben werden vom Röntgenlicht energetisch angeregt. Wenn sie in den Normalzustand zurückkehren, sendet eine jede materialtypische Strahlen aus, die von Detektoren erfasst werden.


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Algorithmus bändigte die Datenflut

Jedes einzelne Pixel lieferte eine Fülle von Daten, die sich genau den unterschiedlichen Ebenen des Bildes zuordnen ließen. Um die Datenflut zu bändigen entwickelte Dragotti mit seinem Team einen Algorithmus zur Auswertung der Daten. Damit gelang es, mit Hilfe eines leistungsfähigen Computers jede Schicht als klares Bild darzustellen. Die Informationen der untersten Schicht ergaben ein Klarbild der Skizze. Es gelang den Forschern, die verborgenen Zeichnungen so gut sichtbar zu machen, als seien sie nie unsichtbar gewesen. Die Skizze lässt sich allein sichtbar machen oder mit dem späteren Gemälde überlagern. Dabei zeigte sich, dass da Vinci seinen eigenen Entwurf gründlich missachtet hat.

Die Forscher hoffen, mit ihrem Verfahren auch andere verborgene Kunstwerke sichtbar machen zu können.

via Phys.org

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