Bereits 2015 beschloss die internationale Staatengemeinschaft, die globale Erwärmung auf deutlich unter zwei Grad gegenüber den präindustriellen Werten zu begrenzen – das eigentliche Ziel sind 1,5 Grad. Aktuell sieht es allerdings was das angeht nicht gut aus. Mit 0,26 Grad Celsius pro Jahrzehnt wurde aktuell die höchste Erwärmungsrate seit Beginn der Aufzeichnungen ermittelt. Die Ursachen hierfür liegen neben den nach wie vor hohen Treibhausgas-Emissionen in einem Bereich, in dem man das nicht unbedingt vermuten würde: Durch die Verbesserung der Luftqualität in den letzten Jahren hat die Menge kühlender Schwebteilchen in der Atmosphäre abgenommen. Der Trend geht derzeit drastisch in Richtung des 1,5-Grad-Limits, aus Sicht von Experten is es sogar schon so gut wie überschritten.


Erderwärmung im Rekordtempo

Die maßgebliche und wichtigste Quelle für den aktuellen Stand der Klimaforschung ist der Bericht des Weltklimarats (IPCC) der Vereinten Nationen. Dieser erscheint allerdings nur alle fünf bis sechs Jahre und ist frühestens 2027 wieder fällig.


Ein mehr als 50-köpfiges Team rund um Piers Forster von der Universität Leeds hat es deswegen übernommen, einen aktuellen Bericht zum aktuellen Stand des Klimawandels zu verfassen. Dieser orientiert sich so stark wie möglich an den Methoden, die auch im letzten IPCC-Bericht von 2021 angewendet wurden. Die Forscher:innen ermittelten unter anderem die aktuelle Energiebilanz der Erde, den Stand der Treibhausgas-Emissionen sowie den der anthropogenen Erderwärmung. Außerdem errechneten sie das verbleibende CO2-Budget.

Im Rahmen dieses Berichts kam das Team zu dem Schluss, dass die menschengemachte Erderwärmung mit 0,26 Grad pro Jahrzehnt aktuell mit einer Geschwindigkeit stattfindet, die seit Beginn der Aufzeichnungen noch nie erreicht wurde – und das trotz der Bemühungen im Nachgang der Pariser Klimakonferenz. 2023 lagen die globalen Oberflächentemperaturen bereits 1,43 Grad über dem vorindustriellen Niveau. Vor diesem Hintergrund scheint es unwahrscheinlich, dass die Überschreitung des 1,5-Grad-Limits noch verhindert werden kann. Von dieser Erwärmung sind 1,3 Grad auf menschliche Aktivitäten zurückzuführen. „Die beobachtbaren Temperaturen sind immer ein Produkt eines langfristigen Trends und kurzfristigen natürliche Schwankungen. Letztes Jahr, als die beobachteten Temperaturrekorde gebrochen wurden, trugen natürliche Faktoren vorübergehend etwa zehn Prozent zur gemessenen Erwärmung bei„, so Forster.

Überraschender Übeltäter

Für diese Erwärmung sind natürlich zum einen die Treibhausgas-Emissionen verantwortlich, die in den vergangenen zehn Jahren Höchstwerte erreichten. „Die Emissionen fossiler Brennstoffe machen dabei rund 70 Prozent aller Treibhausgasemissionen aus und sind eindeutig der Haupttreiber des Klimawandels. Doch auch die Zementproduktion, die Landwirtschaft und die Abholzung von Wäldern tragen zur Erwärmung bei„, erklären die Forscher:innen.

Aber auch die Verringerung der Luftverschmutzung trägt zu der Erwärmung bei. Schwefelaerosole in der Luft reflektieren das einfallende Sonnenlicht zum Teil und wirken daher kühlend. Außerdem tragen sie zur vermehrten Bildung heller, reflektierender Wolken bei. Die strengeren Auflagen zur Reinhaltung der Luft, die in den vergangenen Jahren etwa für die Industrie und Schifffahrt erlassen wurden, sind zweifelsohne sinnvoll, sie tragen aber paradoxerweise auch zum Klimawandel bei, da sie zu einer Verminderung der Aerosol-Emissionen führten.

Problematischer Trend trotz Klimaschutz

Unsere Analyse zeigt, dass die durch menschliches Handeln verursachte globale Erwärmung im vergangenen Jahr weiter zugenommen hat, obwohl der Klimaschutz den Anstieg der Treibhausgas-Emissionen verlangsamt hat. Die globalen Temperaturen bewegen sich trotzdem noch in die falsche Richtung und schneller als je zuvor„, erläutert Forster. Dies werde verheerende Folgen haben, darunter etwa ein Anstieg des Meeresspiegels und die Erwärmung der Ozeane mitsamt den daraus resultierenden Folgen wie Wetterextreme oder sich verändernde Ökosysteme.

Die Ergebnisse der Forscher:innen sind im Internet frei zugänglich, und zwar auf der Plattform „Climate Change Tracker“. „Mit dem ‚Climate Change Tracker‘ wollen wir ein breiteres Publikum erreichen, einschließlich politischer Entscheidungsträger und Menschen, die eine wichtige Rolle bei der Eindämmung des Klimawandels und der Anpassung an den Klimawandel spielen„, so die Wissenschaftler:innen.

via MCC

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.