Das Mesenterium im Bauchraum gilt seit mehreren Hundert Jahren als einfache Gewebestrukturen, die die Darmwindungen mit der Bauchwand verbinden. Bisher wurde das Mesenterium nach den Darmabschnitten eingeteilt, mit denen es verbunden war. Neue Forschungsergebnisse legen jetzt jedoch nahe, dass es sich beim Mesenterium um ein Organ handelt.


Alte Struktur, neue Erkenntnisse

Zu diesem Ergebnis gelangte ein Team rund im Professor Calvin Coffey von der Universität Limerick in Irland. „Wir sagen jetzt, dass wir im Körper ein Organ haben, das bislang nicht als solches anerkannt worden ist„, so Coffey. In einem Artikel in der Fachzeitschrift The Lancet Gastroenterology & Hepatology hat Coffey alle Belege für die neue Definition zusammengetragen.


Über die möglichen Funktionen, die das Mesenterium neben der Fixierung der Gedärme im Bauchraum erfüllt, ist bislang nur wenig bekannt. Aber allein die Anerkennung des Mesenteriums (das im deutschen Sprachraum auch als „Gekröse“ bezeichnet wird) als anatomische und funktionelle Einheit könnte zu völlig neuen Erkenntnissen führen. Vor allem die Behandlung vieler Erkrankungen im Verdauungstrakt kann so in einem neuen Licht betrachtet werden. Die chirurgische Entfernung des Mesenteriums bei Darmkrebspatienten unter Beachtung des neuen Verständnisses hat schon zu besseren Therapiechancen geführt.

Mesenterium auch in der Lehre als Organ anerkannt

Coffey schlägt vor, das nach der Anerkennung ein ganz neuer Wissenschaftszweig etabliert wird. So wie sich Ärzte heute in Gastroenterologie, der Anästhesie oder der Neurologie spezialisieren können, soll dies nun auch in „Mesenteriologie“ möglich werden.

Die Arbeitsgruppe von Coffey ist schon eine ganze Weile mit dem Mesenterium beschäftigt. Im Jahr 2012 schließlich gelang es, die Gewebestrukturen anhand mikroskopischer Untersuchungen als zusammenhängendes Organ identifizieren.

Die Erkenntnis hat es inzwischen auch in die Lehre geschafft. In der neuesten Ausgabe von „Gray‘s Anatomy“, dem wichtigsten medizinischen Lehrbuch in der Anatomie, wird das Gekröse bereits als Organ klassifiziert.

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