Diese Geschichte begann mit einer Tragödie. Walfänger zogen ein erst vierjähriges Orca-Kalb aus dem Meer, trennten es von seiner Mutter und den sieben Geschwistern. Das Tier landete im kleinsten Orca-Becken, das Nordamerika zu bieten hat, und diente von da an als Entertainer für ein sensationslüsterndes Publikum. Andere Wale, die »Toki« zwischenzeitlich als Gefährten dienten, sind lange schon verstorben. Nun zeigt sich der neue Inhaber offen für eine Auswilderung.


Symbolfoto

Sein Becken ist nur vier Mal so groß wie er selbst

Der Wal bekam zunächst den Namen Lolita, wurde dann aber in Toki umbenannt. Er lebt in Miami in einem Pool, der gerade mal vier Mal so groß ist wie er selbst. Mittlerweile trägt Toki sogar den zweifelhaften Titel »zweitältester Schwertwal in Gefangenschaft«. Ob er sich überhaupt noch an seine Familie erinnern kann? 1996 spielten ihm Forscher eine Aufnahme von Begrüßungsgeräuschen seiner Familie vor, die sie kurz zuvor im Atlantik aufgenommen hatten. Das Tier reagierte stark darauf. Doch inzwischen sind schon wieder 26 Jahre vergangen, und niemand weiß, ob die Kommunikation mit Mutter und Geschwistern überhaupt noch klappt. Ja, die Mutter soll noch leben, sie jetzt mehr als 90 Jahre alt und noch immer in der Salish Sea zu Hause.

»Sie ist jeden Tag ein Wunder«

Das Seaquarium in Miami verzichtet schon seit einiger Zeit auf Shows mit Toki, im Jahr 2021 gab es einen Inhaberwechsel. Aktivisten und Walforscher fordern die Freilassung, damit der Wal noch einige Jahre in Freiheit und Frieden hat – vielleicht sogar bei seiner Familie. Das hätte Toki sich auch redlich verdient, denn im Laufe seines langen Lebens hat er sich als sehr zäh erweisen. Alle fünf jungen Orcas, die mit ihm in Gefangenschaft gerieten, sind lange schon tot, viele haben nicht einmal ein Jahr geschafft. Sein Gefährte Hugo hämmerte so oft seinen Kopf gegen die Aquariumwand, bis er schließlich 1980 an einem Hirnaneurysma starb. Auch Toki ging es zwischenzeitlich schlecht, doch rappelte er sich immer wieder auf. Walforscher Howard Garret, Mitglied des Orca Networks, sagt dazu: »Sie ist jeden Tag ein Wunder. Und: »Ich denke, es ist ihre geistige Gesundheit, die sie körperlich in guter Verfassung hält.«


Natürlich ist eine Freilassung ins offene Meer riskant, vielleicht kommt Toki in dieser Umgebung gar nicht mehr klar. Alternativ bietet es sich an, den Wal im 40 Hektar großen Walschutzgebiet in Nova Scotia auszusetzen, damit er unter Beobachtung bleibt.

Quelle: spiegel.de

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