Tote Tiere als Roboterelemente? Forscher der Rice University haben einen ersten Schritt in diese Richtung getan. Sie nutzten eine verstorbene Wolfsspinne als Bauteil für eine Maschine, die Beine fungierten als Greifer. Ungefähr 1.000 Betätigungszyklen hält so eine Spinnenleiche durch, dann zeigen sich erste Risse an den Gelenken, die wahrscheinlich durch Austrocknung zustande kommen. Eine Möglichkeit zur Konservierung ist schon in Sicht.


Die Wolfsspinne als Greifer am Roboter / Foto: Screenshot aus Youtube-Video s.u.

Spinnenbeine bewegen sich durch Blutdruckregelung

Die Wissenschaftler nennen ihren Forschungszweig »Necrobotis«, denn sie nutzen tote Wesen als Roboterbestandteile. Im Fachjournal Advanced Science veröffentlichten sie einen Artikel zu ihrem erfolgreichen Versuch, eine Wolfsspinne als hydraulischen Greifer zu verwenden. Spinnen haben keine antagonistisch arbeitenden Muskeln wie Säugetiere, sondern sie strecken ihre Beine mit einem Beugemuskel, der das Blut in die Gliedmaßen drückt. Der Muskel befindet sich in der Nähe des Kopfes. Damit bieten die Tiere die perfekte Voraussetzung dafür, komplizierte fluidisch angetriebene Aktoren zu ersetzen. Das wiederum spart auf Aufwand und Kosten.

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Der Greifer bewegt das 1,3-Fache seines Gewichts

Statt Blut drückt die Maschine Luft in die Spinne. Die Beine bewegen sich mechnanisch, können zugreifen und Objekte aufheben. Dabei gelingt es, mit der Wolfsspinne ungefähr das 1,3-Fache ihres eigenen Gewichts zu bewegen. Die klebrigen »Haare« an den Beinen helfen beim Festhalten. Die Wissenschaftler betonen, dass bei anderen Spinnen eine deutlich geringe Greifkraft vorliegt. Die Goliathspinne mit ihren 200 g Körpergewicht kann nur ungefähr 20 Gramm heben. Sehr kleinen Spinnen gelingt es hingegen, bis zum 300-Fachen ihres eigenen Gewichts hochzuheben.

Bevor die Wolfsspinne nutzbar wurde, musste sie erst sterben. Dafür froren die Forscher sie mehrere Tage lang bei etwa minus 4 Grad Celsius ein. Für eine humane Euthanasie von Spinnen existieren keine Vorschriften, darum wählten sie eine Methode, die ihnen sinnvoll und schmerzfrei erschien. Die ethischen Bedenken scheinen den Forschern klar zu sein, trotzdem möchten sie ihre Studien erweitern, demnächst kleinere Spinnen als Greifer benutzen und mit einem Peitschenskorpion Hochgeschwindigkeits-Gelenkbewegungen durchführen. Die nächste Wolfsspinne erhält einen Bienenwachsüberzug, damit sie nicht so schnell trocknet und womöglich länger durchhält.

Quelle: forschung-und-wissen.de

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