Bäume dienen der Menschheit schon seit mehreren tausenden Jahren als wichtige Rohstoffquelle. Heutzutage spielen sie zudem als natürlicher CO2-Speicher eine wichtige Rolle beim Kampf gegen den Klimawandel. Für beide Funktionen ist das Wachstum der Bäume entscheidend. Interessanterweise wurde die dahinter stehende Systematik bisher aber nicht genauer untersucht. Die Forschung ging vielmehr davon aus, dass der Wassergehalt im Boden ebenso eine Rolle spielt wie die Nährstoffaufnahme per Photosynthese. Weil letztere vor allem tagsüber erfolgt, wurde vermutet, dass die Bäume auch bei Sonnenschein am stärksten wachsen. Nun aber haben sich Schweizer Forscher das Thema noch einmal genauer angeschaut. Dafür brachten sie an verschiedenen einheimischen Baumarten an rund fünfzig Standorten spezielle Sensoren an. Diese zeichneten acht Jahre lang die Zunahme der Baumdicke auf – und zwar sowohl im Rindenbereich als auch insgesamt.


Von Henrik Sachse - Selbst fotografiert, CC BY-SA 3.0 de, Link
Von Henrik SachseSelbst fotografiert, CC BY-SA 3.0 de, Link

Die Daten weisen auf drei interessante Fakten hin

Der Clou: Die Daten wurden stündlich erfasst und mit den jeweiligen äußeren klimatischen Bedingungen in Verhältnis gesetzt. Dadurch konnten die Forscher genau bestimmen, zu welchen Zeitpunkten die Bäume Masse aufbauten – und zu welchen nicht. Dabei stießen die Forscher auf gleich drei interessante und bisher nicht bekannte Fakten:

1. Die Bäume wachsen vor allem nachts. So erreichte die Rotbuche das stärkste Wachstum gegen 01:00 Uhr nachts. Bei allen anderen Baumarten fanden die stärksten Zunahmen zwischen 02:00 Uhr und 06:00 Uhr morgens statt.


2. Das Wachstum findet nur an wenigen Tagen statt. Zwar gibt es auch hier Unterschiede zwischen den einzelnen Baumarten. Auffällig ist aber, dass sich die Wachstumsperiode in den meisten Fällen auf lediglich 15 bis 30 Tage im Jahr konzentriert.

3. Die Luftfeuchtigkeit ist von entscheidender Bedeutung. Aus den beiden vorhergehenden Faktoren ergibt sich, dass die Photosynthese nicht die entscheidende Rolle spielen kann. Stattdessen identifizierten die Forscher über den Abgleich mit den Klimadaten einen anderen Faktor. Demnach wachsen die Bäume immer dann, wenn die Luftfeuchtigkeit hoch genug ist.

Die Wiederaufforstung kann so noch gezielter erfolgen

Die Wasserverfügbarkeit im Boden spielte hingegen nur eine untergeordnete Rolle. Die Ergebnisse der Studie können nun genutzt werden, um die Pläne und Modelle für Wiederaufforstungen entsprechend anzupassen. Bisher basieren diese nämlich vor allem auf Jahresmittelwerten. Durch die neuen Daten kann nun aber viel genauer prognostiziert werden, welche Baumarten in bestimmten Regionen am besten geeignet sind, um möglichst gut zu wachsen und dementsprechend viel CO2 zu speichern. Oftmals sind dies durch die Folgen des Klimawandels nicht mehr die klassisch einheimischen Baumarten. Stattdessen wird nach Bäumen gesucht, die mit wärmeren und trockeneren Bedingungen besser zurechtkommen. Außerdem gilt: Mischwälder sind robuster und langlebiger als Monokulturen. Durch die neu gewonnenen Daten kann auch der Effekt von Wäldern als natürlicher CO2-Speicher deutlich besser prognostiziert werden – was letztlich zu noch genaueren und besseren Klimamodellen führt.

Via: WSL

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