Paul Spencer ist kein gewöhnlicher Radfahrer. Nach zahllosen rekordverdächtigen Touren auf zwei Rädern hat der Brite ein neues Projekt ins Auge gefasst, das selbst für Abenteurer:innen jenseits der üblichen Grenzen liegt: eine Weltumrundung, bei der er nicht nur auf dem Land, sondern auch auf dem Wasser ausschließlich menschliche Muskelkraft nutzt. Statt eines Segelboots oder einer motorisierten Yacht soll ein ungewöhnlicher Trimaran namens Pedal Beast die Ozeane überqueren.


Bild: Paul Spencer

Vom Bike aufs Boot: Die Entstehung des Pedal Beast

Die Idee ist so simpel wie stur: Wenn sich Ozeane nicht mit dem Fahrrad überwinden lassen, dann eben mit Pedalen auf dem Wasser. Mit diesem Ansatz erklärt Spencer seinen Antrieb. Sein Gefährt basiert auf einem 2012 von der neuseeländischen Firma LOMOcean Marine entworfenen Ruderboot, dem Tasman Rower. Das 11,6 Meter lange Boot aus Carbonfaser wurde von Spencer gekauft und umfassend umgebaut. Herausgekommen ist ein pedalbetriebenes Wasserfahrzeug, das seinem Namen alle Ehre macht.

Der Antrieb unterscheidet sich deutlich von klassischen Ruder- oder Tretbooten. Zwei große Propeller sitzen so, dass ihre Achsen knapp über der Wasseroberfläche verlaufen. Dadurch sinkt der Strömungswiderstand, während die Propeller besonders effizient arbeiten können. Eine schwere Schwungscheibe gleicht die Kraftübertragung aus und sorgt dafür, dass der Vortrieb gleichmäßig bleibt. Nach Einschätzung der Entwickler ist dieses System deutlich effektiver als herkömmliche Rudermechaniken, bei denen ein erheblicher Teil der Muskelenergie verloren geht.


Hightech an Bord – trotz Muskelkraft

Auch wenn der Vortrieb ausschließlich aus Beinkraft stammt, ist der Trimaran technisch alles andere als spartanisch. Eine kompakte Kabine bietet Schutz vor Wind und Wetter und erlaubt zumindest kurze Ruhephasen auf See. Ein zentrales Schwert hilft dabei, den Kurs stabil zu halten, selbst bei Seitenströmungen oder unruhigem Seegang. Für die notwendige Bordelektronik liefern Solarpaneele Strom, der unter anderem für Navigation, Kommunikation und Sicherheitssysteme genutzt wird.

Bild: Paul Spencer

Zusätzlich ist das Boot mit moderner Satellitentechnik ausgestattet, um auch fernab regulärer Schifffahrtsrouten Kontakt halten zu können. Ein separates Rettungsboot gehört ebenso zur Ausrüstung wie umfangreiche Notfalltechnik. Damit wird deutlich, dass es sich bei dem Projekt nicht um eine symbolische Aktion handelt, sondern um eine ernsthafte Expedition, die auf lange Autarkie und maximale Sicherheit ausgelegt ist.

50.000 Kilometer um die Welt

Die geplante Weltumrundung kombiniert lange Seepassagen mit ausgedehnten Radstrecken an Land. Insgesamt sollen rund 50.000 Kilometer zurückgelegt werden, davon etwa 16.000 Kilometer auf dem Wasser. Ziel ist es, bestehende Rekorde für menschbetriebene Weltumrundungen deutlich zu unterbieten. Aktuelle Bestmarken liegen bei mehreren Jahren, Spencer peilt eine deutlich kürzere Gesamtzeit an.

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Neben dem sportlichen Anspruch verfolgt das Projekt auch einen persönlichen Zweck. Die Reise dient der Unterstützung einer Organisation, die Menschen mit der Autoimmunerkrankung Lupus hilft. Der Hintergrund ist familiär motiviert und verleiht dem extremen Vorhaben eine zusätzliche Bedeutungsebene. Der offizielle Start steht noch aus, Tests und Vorbereitung laufen jedoch bereits. Ob das pedalbetriebene Abenteuer tatsächlich einmal den gesamten Globus umrunden wird, bleibt offen. Klar ist jedoch schon jetzt, dass dieses Projekt die Grenzen dessen auslotet, was mit reiner Muskelkraft möglich ist.

1 Kommentar

  1. Achmed Khammas

    25. Dezember 2025 at 13:22

    Vielleicht ganz interessant: Die Geschichte der muskelewegten Wasserfahrzeuge seit über 200 Jahren: https://www.buch-der-synergie.de/c_neu_html/c_01_03_muskelkraft.htm

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