Dieser Gegensatz ist krass: Ganze 80 Prozent der Verbraucher wünschen sich ungespritzte Äpfel – der Marktanteil von pestizidfreien Früchten liegt aber nur bei einem halben Prozent. Martin Geng, ein Obstbauer aus Staufen, ist ein Mann, der keine Kompromisse macht und der reißende Absatz seines Unternehmens spricht für sich.


Von Keith Weller – USDA, Image Number K5299-1., Gemeinfrei, Link

Früchte werden nur im Direktverkauf angeboten

Kürzlich nahm der Quereinsteiger, der vorher mit ökologischen Zäunen gehandelt hat, den Bundespreis für Ökolandbau des Bundeslandwirtschaftsministeriums entgegen. Und das, obwohl so viele Kollegen an Martin Geng gezweifelt haben. Er verzichtet in seinem Betrieb auf jegliche Spritzmittel, auch dann, wenn diese im Biolandbau erlaubt sind. Auf 17 Hektar Fläche baut er auf ganz natürliche Weise Früchte an, die er zu insgesamt 120 verschiedenen Obstprodukten verarbeiten lässt. Diese werden im Direktverkauf angeboten, das zugehörige Geschäft nennt sich »Obstparadies«. Derzeit liegt Gengs Erntemenge bei 50.000 kg, und auf 40 Führungen im Jahr zeigt der Obstbauer interessierten Besuchern stolz den gut funktionierenden Betrieb.

Wildbienen, Fledermäuse und Ohrenkneifer willkommen!

Auf den Obstwiesen summen und brummen die Insekten, der Naturschutzbund zählte 27 Vogelarten auf dem Gelände. Auch seltene Tiere befinden sich darunter, aufgetaucht sind unter anderem der Pirol sowie der Neuntöter. Das alles kam nicht von selbst, Geng wälzte unzählige Bücher, um sich das nötige Wissen für einen biologisch orientierten Obstanbau anzulesen. Er richtete Wildbienenhotels ein, baute Nisthilfen für Fledermäuse, hängte Hunderte Vogelkästen auf und schuf 3.000 Unterkünfte für Ohrenkneiferfamilien. Auch Sitzstangen für Raubvögel gehören zu dem bunten Potpourri an Maßnahmen, um den ökologischen Kreislauf zu schließen. Zwei bis drei Jahre, so berichtet Geng, habe es gedauert, bis die Natur in voller Pracht zurückgekommen sei.


Geng setzt auf widerstandsfähige alte Obstsorten

Selbst den sparsamsten Einsatz von Spritzmitteln verneint der Natur- und Obstfreund. Sämtliche Vorschläge, und seien sie noch so vorsichtig, schlägt er in den Wind. Stattdessen setzt er auf widerstandsfähige alte Obstsorten, die sich noch selbst zu helfen wissen. Die haben zwar ihre ganz eigenen »Macken«, aber dafür schmecken sie köstlich! Im letzten Winter pflanzte Geng 400 Birnbäume alter Sorte, die erst in 15 Jahren eine erste Ernte liefern werden. Zum Ausgleich gedeihen ihre Früchte viele, viele Jahre; sogar länger als die meisten Menschen leben. Zum Vergleich: Die typischen modernen Kulturreihen sind nach drei Jahren zum ersten Mal erntereif und nach 15 Jahren so gut wie tot. Die neu gepflanzten Bäume sind also eine solide Investition in die Zukunft.

Quelle: badische-zeitung.de

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