Orcas greifen die Ruder von Segelbooten an, rütteln daran, beißen hinein, verbiegen sie. Größere Exemplare rammen das Schiff von der Seite und leiten Jungtiere an, es ihnen gleichzutun: Was wie ein Rachefeldzug aussieht, könnte eventuell auch eine Spielerei sein, niemand weiß es genau. Doch Forscher sehen die Ursache für dieses Verhalten am ehesten in traumatischen Erfahrungen, denn ganz angenehm ist das Schiffeversenken für die Tiere nicht.


Orcas sind sehr soziale Wesen

Seit Mai 2020 häufen sich allmählich die Angriffe

Erst einmal zu den Relationen: Niemand muss Angst haben, in Europas Küstengewässern von wutschäumenden Orcas ins Meer gestürzt zu werden. Seit 2020 gab es ungefähr 500 Attacken, von denen nur drei Fälle tatsächlich zum Kentern führten. Keinem Passagier ist dabei etwas zugestoßen. Begonnen hat alles im Mai 2020, seitdem werden die Angriffe tendenziell häufiger. Im Juni 2022 erschien eine entsprechende Studie im der Zeitschrift Marine Mammal Science, die ein festes Muster der Attacken beschreibt. Die Angriffe konzentrieren sich hauptsächlich auf das Ruder, die Tiere nähern sich entsprechend vom Heck her. Sobald es den Orcas gelingt, das Boot zu stoppen, verlieren Sie ihr Interesse.

Aktuell gib es ungefähr 1 Kontakt je 100 Boote

Die Interaktionen finden überall statt, wo in Europas Gewässern Orcas leben. Die Schätzungen belaufen sich auf aktuell einen Kontakt pro einhundert Boote. Zu beobachten ist auch, wie ältere Tiere die Jüngeren anleiten, es ihnen gleichzutun. In der Straße von Gibraltar griffen zwei kleinere und ein größerer Orca eine Yacht an. Die kleineren Tiere beobachteten zuerst die Technik des Größeren und imitierten ihn schließlich. Die spanische Küstenwache rettete schließlich die Besatzung und schleppt das Boot nach Barbate ab, doch das Schiff sank in der Hafeneinfahrt. In einem anderen Fall taten sich sechs Orcas zusammen: Die Seeleute beobachteten dabei, wie ein Muttertier ihrem Kalb den Angriff auf das Ruder zeigte.


Die heißeste Spur bei der Aufdeckung der Hintergründe für solche Attacken führt zu einem weiblichen Orca namens White Gladis. Dieses Tier hatte wahrscheinlich ein traumatisches Erlebnis mit einem Boot und löste die Welle unter seinen Artgenossen aus. Ganz sicher ist das allerdings nicht. Eine weitere, weniger plausible Erklärung besteht in einer Art Modeerscheinung oder Spielerei, die bald wieder vergeht. Dagegen spricht, dass die Attacken für die Tiere keinesfalls angenehm sind. Wenn sich das Verhalten weiter intensiviert, könnte es nicht zur Gefahr für die Seeleute, sondern auch für die immer noch viel zu kleine Orca-Population werden.

Quelle: livescience.com 

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