Wer bei Aldi, dm oder Rossmann eine Klebefalle oder ein anderes Insektenschutzmittel für den Privatgebrauch kaufte, hielt lange Jahre mit relativ großer Wahrscheinlichkeit ein Produkt des Herstellers Reckhaus in der Hand. 1995 wurde die Firma von Hans-Dietrich Reckhaus, dem Sohn des Firmengründers, übernommen. Er baute das Geschäft massiv aus und verdoppelte den Umsatz auf 25 Millionen Euro pro Jahr. Doch vor sieben Jahren entschied sich Reckhaus zu einem radikalen Kurswechsel. Eigentlich wollte er damals lediglich die beiden Konzeptkünstler Frank und Patrik Riklin als Werbepartner gewinnen. Doch die beiden Schweizer lasen dem Unternehmer die Leviten: Sein Geschäft töte Insekten und damit wolle man nichts zu tun haben. Gemeinsam entwickelten die drei dann eine Alternative.


„Insect Respect“ ist ein Ausgleichsmechanismus für Biomasse

Seitdem will die Firma nur noch ökologische Insektenschutzmittel ohne giftige chemische Zusätze herstellen. Im besten Fall sollen irgendwann sogar nur noch Lebendfallen vertrieben werden. Zusätzlich rief Reckhaus das Label „Insect Respect“ ins Leben. Dabei handelt es sich um eine Art Ausgleichsmechanismus. Dazu wurde eine Formel entwickelt, die den Verlust an Biomasse durch die verkauften Produkte berechnet. Diese muss dann durch neu geschaffene Ausgleichsflächen an anderer Stelle ersetzt werden. In diesem Zusammenhang hat Reckhaus beispielsweise auf dem Dach seines Firmengebäudes – immerhin rund 200 Quadratmeter – ein begrüntes Biotop angelegt, auf dem Bienen und andere Insekten sich voll entfalten können. Auch bei anderen Firmen konnte er bereits ähnliche Projekte umsetzen.


Die Vision ist mit einigen Hindernissen verbunden

Doch seine Vision eines bienenfreundlichen Insektizid-Herstellers kam nicht bei allen gut an. So sprach der Firmengründer lange Zeit kaum noch ein Wort mit seinem Sohn. Mittlerweile hat der inzwischen 92-jährige sich aber mit den neuen Plänen arrangiert. Auch die Mitarbeiter begleiten den Prozess mit einiger Skepsis. Ganz unberechtigt ist diese Zurückhaltung nicht. Denn die Umsätze des Unternehmens sind um knapp ein Fünftel eingebrochen. Zwar musste bisher noch niemand entlassen werden, doch der Firmenchef gibt zu: Einfacher ist es durch die Umstellung nicht geworden. Zumal viele Handelsketten die neuen Produkte lange ablehnten. Inzwischen vertreiben aber zumindest dm und Aldi Süd regelmäßig die ökologischen Insektenschutzmittel. Außerdem will Reckhaus nun in ein neues Geschäftsfeld expandieren: Er plant, Unternehmen und Privatleute beim Bau von insektenfreundlichen Lebensräumen zu beraten.

Via: Wiwo

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