Im Jahr 2019 starben Schätzungen zufolge weltweit etwa 1,2 Millionen Menschen an einer Infektion mit multiresistenten Keimen: eine ungeheure Zahl, die zeigt, wie dringend Gegenmaßnahmen sind. Doch der Name dieser Erreger sagt uns auch, wo der Haken liegt: Sie sprechen auf keine pharmazeutischen Mittel (mehr) an. Haben sie so den evolutiven Sieg errungen?


Im Kampf gegen resistente Keime sind neue Antibiotika gefragt. Die Suche ist schwer.

Infektion gehört weltweit zu den häufigsten Todesursachen

Experten warnen seit vielen Jahren vor resistenten Keimen. Eine Infektion mit diesen Erregern gehört international zu den häufigsten Todesursachen, teilweise sind die Keime auch »nur« mitverantwortlich für das Ableben eines Patienten. Den 1,2 Millionen direkten Todesfällen stehen ungefähr 5 Millionen Todesfällen mit Nebendiagnose gegenüber, so berichten es Forscher im Fachmagazin »The Lancet«. Zu den betreffenden Erregern gehören sowohl Bakterien, die gegen Antibiotika gefeit sind, als auch Viren mit Virostatika-Resistenz.

Gramnegative Bakterien hebeln das Immunsystem aus

Gramnegative Bakterien umgeben sich mit einer Kapsel, die gegen den Angriff weißer Blutkörperchen schützt und so eine wichtige Waffe des menschlichen Immunsystems aushebelt. Doch damit nicht genug: Unter der Kapsel befindet sich eine Membran mit schützender Wirkung gegen verschiedene Antibiotika, zum Beispiel das allseits bekannte Penicillin. Einfach die Membran zu zerstören, ist nicht die Lösung, denn dann schütten die Keime Endotoxine aus, die krankheitsverstärkend wirken. Für Pharmazeuten und Mediziner baut sich hier also ein breites Problemfeld auf, bei dem jede Lösung willkommen ist.


Dynobactin töte gramnegative Bakterien ab

Ein internationales Wissenschaftlerteam hat in Zusammenarbeit mit dem Biozentrum der Universität Basel nun ein neues Antibiotikum entdeckt – und zwar mit Hilfe von Computeranalysen. Auch das Wirkungsprinzip konnten die Forscher mittels KI entschlüsseln. Professor Sebastian Hiller leitet das Team, dem auch Wissenschaftler der Norheastern University in Boston angehören. Die Forschungsergebnisse sind im Fachmagazin »Nature Microbiology« nachzulesen.

Das neue Antibiotikum namens Dynobactin töte gramnegative Bakterien ab, ohne dass dabei die Endotoxine zum Zuge kommen. »Antibiotika gegen diese Gruppe von Bakterien zu finden, ist alles andere als trivial«, erklärt Hiller. Das zeigt: Die resistenten Keime haben noch nicht gewonnen, wir befinden uns mitten im Kampf.

Quellen: badische-zeitung.de, tagesschau.de, msdmanuals.com

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