Der Wortschatz reduziert sich, immer mehr Gefühlswörter tauchen auf: Englische Songtexte veränderten sich in den letzten 40 Jahren nicht unbedingt zu ihrem Vorteil, zumindest, was ihre Komplexität betrifft. Bezüglich des schnellen Konsums im Internet wird diese seltsame Evolution jedoch verständlich: Es geht darum, Hörer in den ersten paar Sekunden zu binden und nicht nur musikalisch, sondern auch textlich einen Ohrwurm zu erzeugen. Innsbrucker Forscher gingen dem Phänomen auf den Grund.


Songtexte werden immer gefühlsbetonter, wütender und einfacher

12.000 Songs aus den letzten 40 Jahren untersucht

Die Entwicklung wird besonders stark an Rock- und Rap-Songs deutlich, aber auch andere Genres sind betroffen. Das Forscherteam um Eva Zangerle an der Universität Innsbruck nahm die Sache genauer unter die Lupe und analysierte dafür insgesamt 12.000 englischsprachige Songs aus den Jahren 1980 bis 2020. Darunter waren je 2.400 Popsongs, Rocksongs, Rapsongs, R&B-Songs und Countrysongs. Die Wissenschaftler untersuchten die Texte bezüglich Lesbarkeit, Wortschatz, Anzahl sich wiederholender Zeilen und Komplexität. Sie stellten fest, dass sich die Sprache in allen Sparten über die Jahre hinweg vereinfacht hat. Immer mehr wiederholten sich strukturelle Elemente wie Refrains oder Zeilen.

Die Entwicklung ist auf veränderte Gewohnheiten im Zuge der Digitalisierung zurückzuführen und auf die daraus resultierende Notwendigkeit, anders auf die Musikhörer zuzugehen. Viele Lieder dienten mit der Zeit nur noch als Hintergrundmusik und / oder mussten sich, statt auf Schallplatte, auf großen Streamingplattformen durchsetzen. Nur 10, höchstens 20 Sekunden bleiben, um einen Hörer einzufangen oder ihn zu verlieren. Deshalb müssen Emotionen her, in Verbindung mit eingängigen Ohrwurmtexten.


Mehr Wut-Wörter in allen Genres zu verzeichnen

Songtexter aus Pop, Country und R&B nutzten über die letzten 40 Jahre zunehmend emotional negative Wörter. In Rap-Songs hielten sich negative und positive eher die Waage, doch beides nahm deutlich zu. In ausnahmslos allen Genres war mehr Wut zu verzeichnen. Hörer empfinden moderne Musik tatsächlich als weniger fröhlich, das ist aus anderen Studien bekannt. Wer die Songtex-Plattform Genius aufruft, schaut übrigens viel eher nach alten Rocksongs als nach neuen. Bei Country-Songs werden eher die neuen Texte abgerufen. Auch das ist ein interessantes Detail.

Quelle: science.orf.at

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