Versiegelte Flächen in Städten stellen aus Sicht des Wassermanagements ein Problem dar. Denn sie sorgen dafür, dass Regenwasser nicht einfach im Boden versickern kann. Stattdessen landet es im Abwasserkanal und wird weggespült. Bei Starkregen kann dies zum Problem werden. Denn wenn die Kapazitätsgrenzen der Kanäle erreicht sind, stehen schon einmal ganze Straßen unter Wasser. Außerdem kann es dann passieren, dass Becken überlaufen und es zu einer Vermischung der verschiedenen Abwasserströme kommt. Dies wiederum erschwert die Aufbereitung. Schon seit rund zwei Jahrzehnten existiert daher das Konzept einer sogenannten Schwammstadt. Kern der Idee: Unterhalb der Stadt soll eine Schicht etabliert werden, die wie eine Art Schwamm funktioniert und kontinuierlich Wasser speichert und bei Bedarf wieder abgibt. Bei bereits bestehenden Städten gestaltet sich eine Umsetzung recht schwierig. Anders sieht dies aber bei neuen Bauprojekten aus.


Die Schwammschicht besteht aus Schotter, Sand und Kompost

So entsteht im Osten von Wien aktuell eine riesige städtebauliche Erweiterung namens Seestadt Aspern. Dort werden verschiedene neue Ansätze ausprobiert. So sollte ein Teil des öffentlichen Nahverkehrs mithilfe von autonomen Elektrobussen abgewickelt werden. Dieses Experiment wurde allerdings inzwischen beendet, weil die Busse nicht den Anforderungen entsprachen. Gleichzeitig wurden aber auch rund 20.000 Quadratmeter Straße nach dem Schwammprinzip errichtet. Rund eineinhalb bis zwei Meter unter der Oberfläche befindet sich dort eine siebzig bis achtzig Zentimeter dicke Schwammschicht. Diese besteht zunächst aus rund zwölf Zentimeter dicken Schottersteinen. Die Hohlräume wiederum wurden mit einer speziell entwickelten Mischung aus Sand, Kompost und Kohle befüllt. Damit erfüllt die Schwammschicht eine doppelte Funktion. Zum einen kann sie wie gewünscht Wasser speichern. Zum anderen bietet sie aber auch genug Platz, um die Ausbreitung von Wurzeln zu ermöglichen.

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren


Video laden

Der Großteil des Regenwasser verbleibt im lokalen Kreislauf

Denn dies stellt den zweiten Teil des Konzepts dar: Das gespeicherte Wasser soll über Bäume und die auf den Blättern erfolgende Verdunstung wieder an die Umgebung abgegeben werden. Deshalb werden in der Seestadt Aspern über der Schwammschicht insgesamt 330 Bäume gepflanzt. Dabei wurde darauf geachtet, dass es sich um Arten handelt, die auch mit langen Hitze- und Trockenperioden ganz gut zurechtkommen. Funktioniert das System nun wie gedacht, nimmt die Speicherschicht das Regenwasser auf und gibt dieses im Laufe der Zeit über die Bäume wieder an die Umgebung ab. Auf diese Weise können bis zu neunzig Prozent des Wassers im lokalen Kreislauf gehalten werden. Außerdem versprechen sich die beteiligten Forscher eine Verbesserung des Mikro-Klimas in der Stadt. Um zu schauen, ob diese positiven Effekte auch tatsächlich eintreten, wird das Projekt zudem fünf Jahre lang wissenschaftlich begleitet. Anschließend dürfte sich besser beurteilen lassen, ob es sich um ein praxistaugliches Konzept handelt.

Via: Der Standard

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.