1967 entdeckten amerikanische Geheimdienstanalysten auf Satellitenbildern ein rund hundert Meter langes bisher unbekanntes Gebilde. Sie sprachen daher zunächst vom „kaspischen Seemonster“. Später stellte sich heraus, dass es sich keineswegs um ein Fabelwesen handelte. Vielmehr war es das Werk des sowjetischen Konstrukteurs Rostislaw Jewgenjewitsch Alexejew, das die Amerikaner zu sehen bekamen. Dieser hatte – gefördert von Nikita Chruschtschow – ein riesiges Bodeneffektfahrzeug namens KM entworfen. Wenn man so möchte handelt es sich dabei um ein Mittelding aus Flugzeug und Schiff. Denn die Konstruktion fährt nicht auf dem Wasser, sie steigt aber auch nicht in luftige Höhen. Stattdessen schwebt sie auf einem Luftkissen einige Meter über der Wasseroberfläche. Grundsätzlich können so enorme Geschwindigkeiten erreicht werden: Das kaspische Seemonster konnte bis zu 500 Km/h schnell werden. Der ganz große Durchbruch ist der Technologie bisher dennoch verwehrt geblieben.


Bild: Siemens

Acht Elektropropeller sorgen für den nötigen Antrieb

Dies möchte das US-Startup Regent Craft zukünftig aber ändern. Denn das Unternehmen hat ein alltagstaugliches Bodeneffektfahrzeug mit Elektroantrieb entwickelt. Der sogenannte Seaglider verfügt über insgesamt acht Elektropropeller, die jeweils mit einem 120-Kilowatt-Motor verbunden sind. Dies reicht aus, um auf offener See eine Geschwindigkeit von knapp 300 Km/h zu erreichen. Möglich wird dies, weil der Widerstand auf dem Luftkissen deutlich geringer ist als bei einer Fahrt direkt auf dem Wasser. Die Reichweite bei voll geladenen Akkus liegt den Angaben des Herstellers zufolge bei rund 290 Kilometern. Ähnlich wie bei Elektroautos dürfte dieser Wert aber nicht erreicht werden, wenn die ganze Zeit mit vollem Tempo gefahren wird. Die Ingenieure setzen zudem auf weitere Fortschritte in der Batterietechnik. Zukünftig soll der Seaglider dann sogar 800 Kilometer ohne Ladepause schaffen. Ein richtiger Hafen wird für das ein- und aussteigen zudem nicht benötigt. Eine simple Mole oder ein Steg reichen aus.

Siemens hilft bei der Zulassung des Seagliders

Bisher allerdings existiert lediglich ein erster Prototyp. Daraus soll nun bis zum Jahr 2025 ein marktreifes Produkt werden. Parallel dazu muss die staatliche Lizensierung sichergestellt werden. Hier hat sich das Startup renommierte Hilfe geholt und arbeitet in diesem Punkt mit dem deutschen Siemens-Konzern zusammen. Angemeldet wurde der Seaglider als sogenanntes maritimes Fahrzeug. Hier sind die Vorschriften weniger streng als etwa bei Elektroflugzeugen. Erste Bestellungen für das elektrische Bodeneffektfahrzeug soll es bereits geben. Die Köpfe hinter Regent Craft gehen ohnehin von einem enormen Potenzial aus. Immerhin lebt rund vierzig Prozent der Menschheit in Küstennähe. Hinzu kommen immer mehr wirtschaftliche Aktivitäten auf dem Wasser. Betreiber von Offshore-Windfarmen könnten daher ebenfalls zu Kunden werden. Auch für die Küstenwache und die Marine könnte ein solch schnelles Gefährt von Interesse sein.


Via: Siemens

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