Roboter sind in Operationssälen kein ganz seltener Anblick mehr. Bisher allerdings verfügen diese über keine autonomen Fähigkeiten. Sie setzen also lediglich die Anweisungen eines menschlichen Arztes direkt um. Dadurch werden minimalinvasive Eingriffe möglich, bei denen die Patienten weniger Narben zurückbehalten. Außerdem reduzieren sich in der Regel die Schmerzen und die Operierten sind schneller wieder mobil. Gleichzeitig ist die Nutzung aus ethischer Sicht unbedenklich, weil alle Entscheidungen von einem ausgebildeten Mediziner getroffen werden. Etwas anders sieht dies bei einer Entwicklung der John-Hopkins-Universität in den Vereinigten Staaten aus. Denn dort wurde ein OP-Roboter entwickelt, der vollständig autonom arbeiten kann. Erste Experimente in diese Richtung wurden bereits im Jahr 2014 durchgeführt. Nun ist der Technik gewissermaßen ihr Husarenstück gelungen: Sie absolvierte eine der schwierigsten denkbaren Operationen ohne menschliche Hilfe.


Bild: John-Hopkins-University

Die Darmenden von Schweinen wurden minimalintensiv miteinander verbunden

Konkret ging es darum, zwei Darmenden wieder miteinander zu verbinden. Weil es sich hier um Weichgewebe handelt, gilt der Eingriff als extrem kompliziert. Der Operateur muss viele sich wiederholende Bewegungen mit extrem hoher Präzision durchführen. Denn schon vergleichsweise kleine Fehler können hier fatale Folgen haben und zu einem Darm-Leck führen. Dies hätte im schlimmsten Fall den Tod des Patienten zur Folge. Die Experimente mit dem neuen OP-Roboter fanden daher auch nicht an menschlichen Probanden statt. Vielmehr wurden die Darmenden von Schweinen wieder miteinander verbunden. Die Schwierigkeiten sind hier aber die gleichen wie beim menschlichen Organ. In der Vergangenheit operierte der Roboter noch unter mehr oder weniger starker menschlicher Anleitung. Nun aber wurde die Operation erstmals vollkommen autonom durchgeführt. Dies stellt eine Weltpremiere dar und könnte zu einem wichtigen medizinischen Durchbruch führen. Die beteiligten Forscher träumen daher bereits von einer Demokratisierung der Chirurgie.

Die Ergebnisse waren besser als bei menschlichen Chirurgen

Denn bisher hängt der Erfolg von komplexen und schwierigen Operationen nicht zuletzt von der Ausbildung und der Erfahrung des Chirurgen ab. Die gleiche OP kann also in verschiedenen Ländern und Krankenhäusern zu sehr unterschiedlichen Ergebnissen führen. Der Einsatz des Roboters hingegen führt theoretisch immer zu dem gleichen Ergebnis. Bei den jetzt durchgeführten Operationen an den Schweinedärmen konnte die Technik sogar deutlich bessere Ergebnisse erzielen als die menschlichen Chirurgen, die den selben Eingriff durchführten. Allerdings sind beim Einsatz der Technologie noch nicht alle Fragen geklärt. So kann der OP-Roboter nur sehr begrenzt auf unerwartet auftretende Komplikationen reagieren. Im Notfall müsste dann vermutlich doch wieder ein menschlicher Arzt übernehmen. Entwickelt wurde der Roboter zudem vom Institut für Maschinenbau. Das jetzt durchgeführte Experiment diente vor allem dazu, die grundlegende Funktionsfähigkeit der Technik unter Beweis zu stellen. Nun müssen Mediziner schauen, inwieweit sich der Einsatz in der Praxis realisieren lässt.


Via: The Guardian

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