Wer sich in eine Diskussion über Elektroautos verwickeln lässt, der wird im Grunde stetig mit zwei spezifischen Argumenten konfrontiert: Zum einen ist da die vergleichsweise niedrige Reichweite, zum anderen die damit verbundenen Ladestops, die auch in Zeiten von Schnellladesäulen noch deutlich länger dauern als ein herkömmlicher Tankstop. Ein vielversprechendes Konzept, um diesen Argumenten und den damit verbundenen Sorgen begegnen zu können, ist die Idee, Elektroautos während der Fahrt zu laden. Ein Spezialbeton von einem bayrischen Unternehmen soll dies ermöglichen.


Bild: Magment

Mobiles Laden dank Spezialzement

Weltweit gibt es mehrere Unternehmen, die an Lösungen arbeiten, mit denen Elektroautos während der Fahrt geladen werden können. Die Vorteile liegen auf der Hand: Die lästigen Ladepausen entfallen, sodass auch lange Strecken ohne Zwischenstopp zurückgelegt werden können. Im US-Bundesstaat Indiana entsteht derzeit etwa eine Teststrecke, auf der Elektrotrucks über einen Streckenabschnitt von 400 Metern mit bis zu 200 Kilowatt geladen werden sollen.

Der magnetische Zement, der dabei zum Einsatz kommt, kommt aus Deutschland, genauer gesagt von der Firma Magment GmbH aus Oberhaching bei München. Dank seines Aufbaus sowie seiner spezifischen Zusammensetzung kann der Spezialbeton Magnetfelder erzeugen und verstärken. Dies wird durch Kupferspulen ermöglicht, die in den Zement gegossen und durch zermahlene Ferrit-Kerne stabilisiert werden.


Unternehmen mit Erfahrung

Magment blickt auf eine mehrjährige Erfahrung zurück, wenn es um das mobile Laden von Elektrofahrzeugen geht. So ermöglicht das Unternehmen bereits seit längerem das drahtlose Laden von E-Gabelstaplern oder mobilen Fertigungsroboter. Das Prinzip ist dabei nicht unähnlich: Die Ladetechnologie wird in Bodenplatten integriert, die auf der Strecke verbaut werden.

Prinzipiell könnte das kontaktlose Laden auch für Elektroautos realisiert werden. Jonas Friedel, Produktmanager bei Magment, sieht dies allerdings als Anwendungsfall für die Zukunft.

Die Idee an sich ist indes alles andere als neu. Schon 2017 präsentierte der US-Chiphersteller Qualcomm ein System, mit dem Elektrofahrzeuge bei einer Geschwindigkeit von 120 km/h mit 20 kW laden konnten. Allerdings war der Wirkungsgrad mit 80 Prozent verhältnismäßig gering.

Wirkungsgrad über 90 Prozent

Auch wenn sich Magment selber zum Wirkungsgrad der eigenen Technologie nicht äußern will, da die dafür ausschlaggebenden Faktoren nicht direkt unter der Kontrolle des Unternehmens sind, liegt dieser laut dem Magazin Engadget bei etwa 95 Prozent.

Einen ähnlich guten Wirkungsgrad weist das System der Firma IPT Technology GmbH aus der Nähe von Lörrach in Baden-Württemberg auf. Bei einer Geschwindigkeit von 80 km/h kann ein Elektrofahrzeug mit einer Ladeleistung von 180 kW bei einem Wirkungsgrad von über 90 Prozent geladen werden. Aktuell seien zwei Teststrecken mit einer Länge von 100 und 80 Metern in Betrieb.

Interessant vor allem für LKW

Ansätze dieser Art sind bisher vor allem für die Logistik, namentlich den LKW-Verkehr interessant. Allerdings ist die Umrüstung der Fahrbahnen teuer und umständlich, sodass Oberleitungen unter Umständen eine bessere Alternative darstellen. Laut einer Studie des Fraunhofer ISI ließen sich in Deutschland etwa zwei Drittel des Dieselverbrauchs durch LKW vermeiden, wenn 4000 des insgesamt 13000 Kilometer langen Autobahnnetzes elektrifiziert würden. „Auf der Basis von Wirtschaftlichkeitsberechnungen könnten langfristig circa 80 Prozent der in Deutschland zugelassenen schweren Nutzfahrzeuge als Hybrid-Oberleitungs-Lkw umgerüstet werden“ heißt es in der Studie.

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