Streamingdienste erfreuen sich auch für Serien und Filme steigender Beliebtheit. Das prominenteste Beispiel ist wohl Netflix, der Streamingdienst, der letztes Jahr auch nach Deutschland kam, aber auch Dienste wie Hulu oder Watchever vermelden steigende Nutzerzahlen. Gut 60 Millionen Menschen weltweit besitzen inzwischen ein Abonnoment bei Netflix. In den USA wechselten 2013 gut 5 Millionen Menschen zu Streaming-Diensten, viele kündigten dafür ihren normalen Kabelanschluss. Bedeutet das, dass der traditionelle Kabelanschluss vom Aussterben bedroht ist? Ist Streaming die Zukunft des Fernsehens?


Netflix Remote
Foto: Netflix, Brian Cantoni, Flickr, CC BY-SA 2.0

Netflix und Co: Fernsehen á la carte

Der größte Vorteil von Diensten wie Netflix ist sicherlich, dass der Fernsehkonsum von Sendezeiten losgelöst wird. Der Content von Netflix kann jederzeit abgerufen sowie die Wiedergabe jederzeit unterbrochen und wieder aufgenommen werden. Ein weiterer Vorteil sind die Kosten. Kosten ab 7,99 € für ein Netflix-Abo sind günstiger als jeder Kabelvertrag. In Deutschland, wo kaum ein Nutzer seinen Kabelvertrag für ein Netflix-Abo komplett aufgibt, wiegt dieses Argument noch nicht so schwer. Sollte sich aber hierzulande eine ähnliche Entwicklung wie in Amerika abzeichnen, dann wird der Kostenfaktor zu einem wichtigen Punkt für die Nutzer werden.

Noch ist das Angebot vor allem bei Netflix Deutschland (und anderen deutschen Streaming-Diensten) recht beschränkt, vor allem was aktuelles Material angeht. Auch bieten die meisten Streaming-Dienste in Deutschland aus lizenzrechtlichen Gründen keinen Content im Originalton. Was die Vielfalt des Contents angeht, dürfte sich Netflix Deutschland in den nächsten Jahren aber langsam an den großen Bruder aus den USA anpassen und somit zu einer ernsthaften Alternative zum Pro 7 Sonntagabend-Programm werden – zumal ein Netflix-Film nicht von Werbung unterbrochen wird.


Streaming kann Privatfernsehen ersetzen

Das öffentlich-rechtliche Fernsehprogramm wird mittelfristig nicht von Streaming-Angeboten bedroht werden. Die Gründe dafür sind vielfältig. Zum einen sind sie rechtlicher Natur. Die Übertragung aktueller Sportereignisse (wie bspw. die Fußball-WM oder die Olympiade) ist für Streamingdienste noch außer Reichweite. Zum anderen sind tagesaktuelle Programme wie Satire (“Die Anstalt” lässt grüßen) oder Nachrichten für Streaming-Dienste noch nicht rentabel zu senden. Außerdem ist das öffentlich-rechtliche Fernsehen – unabhängig von jeder Kritik – in Deutschland rechtlich fest verankert.

Anders sieht es mit dem Privatfernsehen aus. Vor allem jüngere Generationen wenden sich zunehmend von diesem ab – zumindest wenn es um den Genuss von Serien und Filmen geht. Grund hierfür sind die starren Sendezeiten und die häufigen Werbeunterbrechungen. Der Anteil an Konsumenten, die auf illegale Downloads zurückgreifen, um ihren Content zu erhalten, können über diesen zusätzlich häufig noch im Originalton verfügen.

Je vielfältiger das Angebot der Streaming-Dienste wird, desto mehr werden sie im Bereich Filme und Serien die privaten TV-Sender bedrohen.

Streaming muss sich verändern, um privates Fernsehen wirklich zu ersetzen

Um aber eine wirklich ernsthafte Gefahr für Deutschlands Privatsender zu werden, muss die Welt des Streamings noch einige Anpassungen vornehmen.

  • Vielfalt der Dienste: Die Auswahl an Streamingdiensten ist schon hierzulande nur noch schwer zu überblicken – von den USA ganz zu schweigen. Das führt zu folgendem Problem: Verschiedene Serien oder auch Material von Filmstudios ist nur bei bestimmten Diensten zu erhalten. Wer also wirkliche Vielfalt möchte, wird mehrere Dienste abonnieren müssen, was das Preisargument negiert. Streaming muss universell Content anbieten – ob das nun durch Fusionen oder durch bilaterale Verträge geschieht, ist unerheblich.
  • Aktuelle Programme: Auch im Privatfernsehen finden sich aktuelle Programme. Ein Beispiel hierfür wäre beispielsweise die Sendung “Circus Halligalli” auf Pro 7 oder auch Stefan Raabs “TV total”. Derartige Sendungen sind vertraglich an die privaten Sender gebunden, und die Fernsehwelt müsste sich stark verändern, bevor derartige Konzepte bei Streaming-Anbietern ein Zuhause fänden.
  • Content Delivery ist abhängig von der Netzanbindung: An diesem Punkt können die Streaminganbieter nichts ändern. Aber dennoch ist er wichtig: Vor allem für HD-Angebote (von 4k wollen wir gar nicht reden) ist eine schnelle Netzanbindung notwendig, um schnelles Streaming zu gewährleisten. Vor allem in ländlichen Gebieten ist diese in Deutschland leider oft noch nicht vorhanden. Bevor Streaming sich wirklich erfolgreich durchsetzen kann, muss hier nachgebessert werden.

Die TV-Welt sähe besser aus, wenn sich Streaming wirklich durchsetzen würde

Unabhängig davon, wie realistisch solche Überlegungen in naher Zukunft wäre: Um die deutsche Privatsender-Landschaft wäre es wirklich nicht besonders schade. Die Vorstellung, statt auf den schlecht synchronisierten, werbeverseuchten Film am Sonntag-Abend auf Pro 7 warten zu müssten, diesen einfach über Streaming auf Wunsch in der Originalsprache abzurufen, ist definitiv angenehm.

Der Trend in Richtung Streaming ist bereits zu beobachten. Nahezu jeder Sender (ob nun privat oder öffentlich-rechtlich) bietet inzwischen eine Online-Mediathek an, über die ausgestrahlte Sendungen teilweise kostenpflichtig abgerufen werden können. Wenn man dieses Konzept weiterführt, wäre es problemlos denkbar, dass sich der Fernsehkonsum von privaten Fernsehsendern hin zu Streaming verschiebt. Unabhängig davon sollten jedoch öffentlich-rechtliche Angebote bleiben (aus den erwähnten Gründen), wobei auch hier theoretisch ein öffentlich-rechtliches Streaming anstelle des festen Programms denkbar wäre. Ob es jedoch so kommen wird, muss wohl die Zukunft zeigen.

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