Es handelte sich um eine signifikante Abweichung vom allgemeinen Trend: Während im Laufe der Jahrzehnte überall auf der Welt die Oberflächentemperatur anstieg, war ausgerechnet im Südpolarmeer ein gegenteiliger Effekt zu beobachten. Dort sank zwischen 1982 und 2011 im pazifischen Teil die Temperatur um rund 0,1 Grad Celsius pro Jahrzehnt. Im atlantischen und indischen Teil war diese Entwicklung zwar weniger stark ausgeprägt, aber ebenso vorhanden. Lange Zeit konnten sich Forscher dieses Phänomen nicht richtig erklären. Nun aber scheinen Wissenschaftler der ETH Zürich dem Rätsel auf die Spur gekommen zu sein. Als Grundlage ihrer Forschung diente eine weitere vor Ort gemachte Beobachtung: Anders als in der Arktis wuchs die Eismasse rund um die Antarktis sogar an.


Bild: Ed Dunens / CC BY (https://creativecommons.org/licenses/by/2.0)

Computersimulationen erbrachten den endgültigen Beweis

Der Grund dafür sind ungewöhnlich starke Südwinde, die das sich in der Antarktis bildende Eis immer weiter auf das Meer hinaustreiben. Mithilfe von detaillierten Computersimulationen untersuchten die Forscher nun die Auswirkungen dieser Winde. Dabei stellten sie fest: Die beobachtete Abkühlung der Meeresoberfläche ist eindeutig auf dieses Phänomen zurückzuführen. Schalteten sie die Winde in ihren Simulationen nämlich aus, verhielt sich das Südpolarmeer wie alle anderen Gewässer weltweit auch und erwärmte sich. Andere Erklärungsmuster – etwa eine stärkere Ozeanzirkulationen oder das Abschmelzen der antarktischen Gletscher – konnten so ausgeschlossen werden. Stattdessen sind sich die Forscher nun sicher, dass der ungewöhnliche Kühlungseffekt auf folgender Kettenreaktion beruht:

Das wärmere Wasser wird in der Tiefe eingeschlossen

Beim Gefrieren des Meerwassers wird dieses entsalzt. Wenn die Eisstücke nun auf den Ozean hinausgetragen werden und dort schmelzen, sinkt der Salzgehalt des Wassers vor Ort. Dadurch wiederum wird die ohnehin vorhandene starke vertikale Schichtung des Ozeans verstärkt. Vereinfacht ausgedrückt bedeutet dies: Das am wenigsten salzhaltige Wasser ist am leichtesten und schwimmt daher ganz oben. Tatsächlich gibt es im Südpolarmeer inzwischen eine rund 100 Meter dicke Schicht an der Oberfläche, die aus Wasser mit nur sehr wenig Salzgehalt besteht und sich in den letzten Jahrzehnten abgekühlt hat. Darunter allerdings befindet sich deutlich salzhaltigeres und wärmeres Wasser. Wenn man so möchte, hat das Meer sich also nicht wirklich abgekühlt, sondern die Wärme lediglich in der Tiefe des Ozeans eingeschlossen. Die statistische Auffälligkeit stellt also keineswegs einen Beweis dafür dar, dass der Klimawandel gar nicht existiert.


Via: ETH Zürich

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