Im Jahr 2016 musste die Südkoreanerin Jang Ji-sung einen schweren Schicksalsschlag verkraften: Ihre damals siebenjährige Tochter Nayeon verstarb an einer seltenen Krankheit. Nun war die Mutter in einer koreanischen TV-Show zu Gast und nahm dort an einem außergewöhnlichen Experiment teil. Denn ganz am Ende der Sendung bekam sie eine Virtual-Reality-Brille aufgesetzt und zog sich dazugehörige Handschuhe an. Anschließend erschien in der virtuellen Welt eine digitale Kopie ihrer Tochter. Diese sah nicht nur so aus wie Nayeon, sondern ähnelte ihr auch in ihren Bewegungen und ihrer Sprache. In der virtuellen Welt konnten sich Mutter und Tochter so noch ein letztes Mal unterhalten und miteinander spielen. Dank der Sensor-Handschuhe war es der Mutter sogar möglich, die digitale Kopie ihrer Tochter zu streicheln.


Mit einem solchen Headset wurde die Mutter in die virtuelle Realität versetzt. Bild: CULLEN STEBER / CC BY-SA (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0)

Die Trauerbewältigung sollte unterstützt werden

Tatsächlich wurde Nayeon aber natürlich nicht wieder zum Leben erweckt. Vielmehr kamen Kinder-Models zum Einsatz, um möglichst realistische Bewegungsabläufe zu erhalten. Anschließend sorgte ein Computer dafür, dass die digitale Figur mit dem Aussehen und der Stimme der Tochter versehen wurde. Am Ende der Sendung verabschiedete sich die virtuelle Tochter schließlich mit den Worten: „Mama, du siehst, mir tut nichts mehr weh.“ Für Jang Ji-sung war der Auftritt in der TV-Show somit eine hoch emotionale Angelegenheit. Die Idee hinter der Aktion: Durch die Möglichkeit, noch ein letztes Mal mit der verstorbenen Tochter zu reden, sollte die Trauerbewältigung unterstützt werden. In einem Blogbeitrag bestätigte Jang Ji-sung später, dass ihr das virtuelle Treffen in diesem Punkt durchaus geholfen habe. Außerdem erklärte sie, an der TV-Show teilgenommen zu haben, um anderen Menschen zu helfen, die ebenfalls einen geliebten Menschen zu früh verloren haben.

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Die TV-Show löste intensive Diskussionen aus

Allerdings wurde bisher noch nicht wissenschaftlich untersucht, inwieweit ein solches Wiedersehen in der virtuellen Realität Hinterbliebenen tatsächlich helfen kann. Dementsprechend kontrovers wurde die Show in Südkorea auch diskutiert. Einige hielten die Tatsache, dass das Wiedersehen öffentlich im Fernsehen stattfand, für ziemlich geschmacklos. Andere befürchteten, dass durch ein solches Zusammentreffen vor allem alte Wunden wieder aufgerissen werden könnten. Wie so oft bei neuen Technologien gilt auch hier: Die entstehenden Möglichkeiten, sollten stets mit Vorsicht und Bedacht eingesetzt werden. Ob in der südkoreanischen TV-Show eine Grenze überschritten wurde, muss jeder für sich entscheiden. Zumindest hat Jang Ji-sung aber den Rückhalt ihrer Familie. Im Studio waren auch ihr Ehemann und die drei verbliebenen Kinder des Paares.

Via: Metro

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