In zahlreichen Großstädten weltweit sind inzwischen sogenannte Quick-Commerce-Anbieter aktiv. Diese versprechen, Bestellungen innerhalb von kürzester Zeit zuzustellen. Bei Investoren sorgte dies lange Zeit für Begeisterung. So sind Firmen wie Flink, Gorillas oder Getir jeweils mit mehreren Milliarden Dollar bewertet. Bisher allerdings machen diese Firmen keinen Gewinn. Das alleine ist bei Startups in der Wachstumsphase noch nicht ungewöhnlich. Bei den Express-Lieferdiensten gibt es allerdings eine grundlegende Problematik, die für viel Skepsis sorgt. So sind die Unternehmen auf der einen Seite darauf angewiesen, dass die Kunden möglichst viele Produkte gleichzeitig bestellen. Denn die Fahrt zum Kunden rechnet sich eher, wenn dieser für 100 Euro bestellt hat als für 10 Euro. Gleichzeitig ist dies aber nur möglich, wenn auch ein großes Sortiment angeboten wird. Hier aber sind die Unternehmen noch zurückhaltend. Denn je mehr Waren gekauft werden können, desto größer müssen die Lager sein und desto länger dauert es, die bestellten Artikel zusammen zu suchen.


Bild: Corinna Ongkiehong / Noyes

Die gewünschten Produkte kommen automatisch zum Mitarbeiter

Bisher scheinen zumindest einige der Anbieter das Problem über möglichst viel Druck auf die Angestellten lösen zu wollen. Doch diese können in vielen Fällens schlicht nicht noch schneller arbeiten. Lösen könnte dieses Dilemma das deutsche Roboter-Startup Noyes. Denn die Entwickler dort haben einen Automaten entwickelt, der einen typischen Bestellkorb innerhalb von weniger als einer Minute zusammenstellen kann – und zwar auch bei deutlich größeren Sortimenten als bisher. Im Idealfall müsste dann kein Mitarbeiter mehr die Regale ablaufen und nach den bestellten Waren suchen. Stattdessen kommt das Regal gewissermaßen zum Mitarbeiter. Dieser steht nämlich vor einem großen weißen Kasten mit drei Ebenen, auf denen sich jeweils dicht nebeneinander Paletten mit Waren befinden. Ein Platz auf jeder Ebene bleibt allerdings frei. Intelligente Roboter kommen dann zum Einsatz, um die einzelnen Paletten anzuheben und so zu verschieben, dass an den Ausgabestellen jeweils das gewünschte Produkt entnommen werden kann. Je mehr smarte Roboter dabei zum Einsatz kommen, desto schneller funktioniert das Ganze.

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Im Idealfall gibt es weniger Kunden-Reklamationen

Oder einfacher ausgedrückt: Das System funktioniert wie ein Schiebepuzzle, bei dem Zahlen in die richtige Reihenfolge gebracht werden müssen. Nur dass hier kein Mensch sein Glück versucht, sondern eine intelligente Software. Diese weiß zudem, dass einige Produkte öfter bestellt werden als andere. Die besonders oft nachgefragten Teile werden daher auf speziellen Ebenen mit weniger Paletten platziert, damit sie noch schneller an die Ausgabestellen gebracht werden können. Das Startup verspricht, mit dem System 1.300 unterschiedliche Artikel auf fünfzig Quadratmetern unterbringen und bei Bedarf hervorholen zu können. Ein wenig Geld müssen die Express-Lieferdienste dafür aber schon in die Hand nehmen: Eine Anlage dieser Größe soll immerhin rund 400.000 Euro kosten. Im Idealfall würde sich dadurch aber auch die Zahl der menschlichen Fehler reduzieren. Dadurch bekämen weniger Kunden falsche Artikel, was für sinkende Kosten sorgen könnte. Eigenen Angaben zufolge konnte Noyes bereits zwei Kunden aus der Branche gewinnen. Es dürfte spannend werden zu beobachten, ob die Quick-Commerce-Anbieter mit solchen und ähnlichen Innovationen tatsächlich irgendwann den Sprung in die Gewinnzone schaffen.

Via: Handelsblatt

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